Der Widerruf von Autofinanzierungen ist weiterhin möglich. Das wird nach einem beachtenswerten, bisher noch unveröffentlichtem Urteil des Bundesgerichtshofs deutlich (Az.: XI ZR 525/19). Der BGH entschied mit Urteil vom 27. September 2020, dass ein Darlehensvertrag wirksam widerrufen werden kann, wenn die Bank bei der Widerrufsbelehrung vom gesetzlichen Muster abgewichen ist.
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Der BGH hatte im FrĂŒhjahr entschieden, dass Banken sich auf Musterschutz berufen können, wenn sie sich an die gesetzliche Mustervorlage halten. Weichen die Banken allerdings vom gesetzlichen Muster ab und nehmen Ănderungen vor, öffnet sich die TĂŒr fĂŒr den Widerruf.
So war es in dem Fall, den der BGH aktuell zu entscheiden hatte. Der Verbraucher hatte ein Darlehen zur Autofinanzierung mit der FCA Bank geschlossen und spĂ€ter widerrufen. Der BGH hat das Urteil zwar bisher nicht veröffentlicht. So weit bekannt wurde, ging es aber um Angaben zu einem Kreditschutzbrief bzw. Restschuldversicherung. Demnach hat die Bank in ihren Widerrufsinformationen offenbar darauf hingewiesen, dass der Widerruf des Kreditvertrags gleichzeitig auch zum Widerruf der weiteren verbundenen VertrĂ€ge wie eines Kreditschutzbriefes fĂŒhrt. Solche VertrĂ€ge hatte der KlĂ€ger allerdings nicht abgeschlossen. Die Widerrufsbelehrung war damit fehlerhaft und der Widerruf auch lange nach Vertragsschluss noch möglich, weil die Widerrufsfrist durch den Fehler der Bank nicht in Lauf gesetzt wurde.
Banken bieten mit dem Darlehensvertrag hĂ€ufig noch den Abschluss einer Restschuldversicherung, eines Schutzbriefes oder Ă€hnliches an. Diese werden oft selbst dann in der Widerrufsbelehrung aufgefĂŒhrt, wenn der Verbraucher sie gar nicht abgeschlossen hat. Damit wird die Widerrufsbelehrung insgesamt fehlerhaft, weil sie vom gesetzlichen Muster abweicht. âFolge ist, dass der Kreditvertrag immer noch widerrufen werden kann. Neben der FCA Bank sind auch anderen Banken vergleichbare Fehler, die zum Widerruf berechtigen, unterlaufenâ, erklĂ€rt Rechtsanwalt Dr. Ingo Gasser.
Rechtsanwalt Dr. Gasser hat schon zahlreiche Verbraucher beim Widerruf von KreditvertrĂ€gen vertreten. Er weist darauf hin, dass eine weitere Klausel in vielen DarlehensvertrĂ€gen strittig ist: âLaut Gesetz ist vorgesehen, dass die Bank auch zutreffende Angaben zu den verlangten Kreditsicherheiten machen muss, damit die Widerrufsfrist in Lauf gesetzt wird. TatsĂ€chlich sind diese Angaben aber oft unzutreffend.â
Da es sich bei Autofinanzierungen hĂ€ufig um sog. verbundene VertrĂ€ge handelt, wird durch den erfolgreichen Widerruf nicht nur der Kreditvertrag, sondern auch der Kaufvertrag rĂŒckabgewickelt. Das Auto geht dann an die Bank und der Verbraucher bekommt sein Geld zurĂŒck. Ob er sich eine NutzugsentschĂ€digung anrechnen lassen muss, ist umstritten.
âDer Widerrufsjoker ist damit auch bei Fahrzeugen, die vom Abgasskandal betroffen sind oder denen Fahrverbote drohen, eine interessante Möglichkeit den Kaufvertrag rĂŒckabzuwickelnâ, so Rechtsanwalt Dr. Gasser.
Eine Betroffenheit des Fahrzeugs von Abgasmanipulationen ist aber keine Voraussetzung fĂŒr den Widerruf. Entscheidend ist der Fehler der Bank.
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