Kostenlose Rechtsberatung = Kostenloser Anwalt?

Kostenloser Rechtsrat Kostenloser Rechtsrat

Angebote wie abohilfe.de oder Beratungsportale wie klugo.de oder justansfer.de vermitteln den Eindruck, man könne sich auch ohne teuren Anwalt  eine erfolgreiche Forderungsabwehr leisten. Das stimmt aber nur bedingt, denn zum einen sind solche Angebote oft nicht günstiger als direkt einen Anwalt zu beauftragen und zum anderen sollte man bedenken, dass eine vollumfängliche Rechtsberatung- und Vertretung nur durch Rechtsanwälte zulässig ist. Solche Unternehmen sind oft lediglich sog. Rechtsdienstleister, die nur fremde Rechte geltend machen dürfen. Eine Rechtsberatung darf jedoch nur von Rechtsanwälten durchgeführt werden (siehe etwa: https://ihr-ratgeber-recht.de/umfassende-rechtsberatung-darf-anwalt-durchfuehren/). Wer in Google nach „Rechtsrat kostenlos“ sucht, der findet aber auch Angebote von zugelassenen Rechtsanwälten.

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Inhaltsangabe

Soziale Medien bieten kostenlose Rechtsberatung

LegalTechs nutzen häufig teure Adwords-Kampagnen für Google-Werbung mit extrem hohen Budgets und massive Präsenz in Social Media-Kanälen wie facebook, Insta oder TikTok um Anfragen zu generieren. Diese werden dann an eine auf die Bearbeitung von Massenschadensfällen logistisch gut vorbereitete Kanzlei weitergegeben.

Diese nutzen spezialisierte Software für automatisierte Abläufe, billige Callcenter und/oder künstliche Intelligenz, um Anfragen effektiv zu beantworten. Die Nutzer Sozialer Medien sind eine in zweifacher Hinsicht perfekte Zielgruppe: Sie diskutieren das Thema und steigern sich viral in Themen hinein. KI gelingt es dabei immer besser, Usern genau die Anzeigen zu präsentieren, die sie gerade interessieren und damit „Masse“ zu machen.

Wie arbeiten LegalTechs?

LegalTechs arbeiten konkret zielorientiert und basieren nicht auf langsamem Wachstum. Es muss knallen und effektiv sein, denn einen langen Atem für monatelanges Werben haben die meisten wohl nicht. Effektiv heißt:  Im Sinne der Interessen des LegalTechs, der sich dahinter verbergenden Interessen und des dahinter stehenden Anwaltes muss es sich lohnen und das am besten von Anfang an, um Nachahmern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Es werden lohnende Anfragen herausgefiltert und qualifiziert. Ein sogenannnter qualifizierter Lead kann von der Kanzlei ins System übernommen und weiterverarbeitet werden, teils unleserliche, nicht deutbare oder erkennbar nutzlose Anfragen kommen in den Papierkorb.

Eine Beauftragung solcher LegalTechs, die ihr Geld mit der Verwaltung von Mandantenanfragen, sogenannten Leads, verdienen, muss daher nicht immer zwangsläufig der versprochene einfachste, billigste und vor allem stressfreieste Weg sei

Wer nicht „verarbeitet“ werden kann, bekommt ein Newsletter-Abo, oder wie bei abohilfe.de – zusätzliche Angebote mit einer Art Rechtsschutz, welcher 24,90 Euro im Monat – als Jahresvertrag  also auch mal eben locker 356 Euro pro Jahr kostet, was wohl teurer ist als viele Rechtsschutzversicherungen. Dafür könne man das Unternehmen dann kostenlos mit der Prüfung von weiteren Rückforderungsangeboten beauftragen. Ein Unternehmen, welches Verbraucher aus Abofallen heraushelfen will, verkauft als Lösung also ein eigenes Abo.

Kann Rechtsrat überhaupt kostenlos sein?

Ein Rechtsrat ist eine qualifizierte Antwort. Reagiert der Fragende entsprechend und erwächst daraus ein Schaden, dann hat das Opfer Anspruch auf Schadenersatz – es kann also den verantwortlichen Anwalt „in Regress“ nehmen. Schon allein wegen dieser möglichen Problematik muss ein Anwalt Anfragen individuell prüfen und kann nur wirklich klare Sachverhalte kostenlos kommunizieren, z.B. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Opfergruppe, deren Mitglieder alle auf die gleiche Internetabzocke hereingefallen sind.Schon nicht mehr wirklich zulässig ist eine darüber hinausgehende Beratung darüber, wie man den Schaden abwenden kann.

Auf dem Markt gibt es zudem zahlreiche Angebote für kostenlose Hilfe im Problemfall, allerdings müsste jedem Nutzer klar sein, dass es „wirklich kostenlos“ nicht gibt, vor allem nicht in der Krise. Genauso wie kein Supermarkt mit „Kostenlosen Orangen“ werben kann.

So wirbt z.b. verbraucherhilfe 24.de über Newsletter für kostenlose Produkte. Ob das wirklich hilft und am Ende wirklich kostenlos ist, mag hier mal undiskutiert bleiben – auch wir bieten teils kostenlosen Rechtsrat über unsere Partneranwälte. Bedenkenswert ist aber, dass solche Newsletterverteiler ständig wachsen und je größer sie werden, desto größer ist die Chance , dass aus einer Adresse ein Lead (Anfrage) wird und aus der Anfrage ein Auftrag.

Im genannten Beispiel von verbraucherhilfe24.de geht man als Kunde das Formular „Wir helfen kostenlos“ bis zum Ende durch um dann zu erfahren: „Tut uns leid, ohne Rechtsschutz können wir Ihren Fall nicht übernehmen!“ Das ist eine faire und transparente Information, hat aber mit der eigentlichen Botschaft und dem Wunsch des Kunden nach kostenloser Problemlösung nichts zu tun.

Heißt: Das Angebot ist nicht wirklich kostenlos, bzw. nur dann, wenn die Rechtsschutzversicherung auch zahlt. Das Formular dient also nur dazu, aus der Menge der Anfrager diejenigen auszufiltern, mit denen man Geld verdienen kann.

Kostenlos oder nur kollektiv ?

verbraucherschutz.tv generiert auch Umsätze durch Anfragen, allerdings findet bei uns keine Massenverwertung von Daten statt, auch nutzen wir nicht Social Media oder Google-Werbekampagnen, um aus Massenschadensfällen eine möglichst große Ernte zu fahren. Unsere Anwälte verbergen sich auch nicht hinter dem Portal, sondern nutzen nur die guten und legal durch kritischen Journalismus erworbenen Suchmaschinenplatzierungen.

Dabei wäre kostenlose Hilfe ab und an wirklich wichtig, z.B. wenn Opfer mit niedrigen Summen abgezockt werden und es sich nicht lohnt, einen Anwalt einzuschalten. Solche wirklich kostenlose Hilfe kann aber nur eine Community im Sinne eines kollektiven Rechtsschutzes bieten, also z.B. ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen.

So informiert verbraucherschutz.tv über die „Schufa-Abzocke“ des Unternehmens NLTS und über 45 User haben das Forum genutzt um zu zeigen: „Du bist nicht allein!“  Wer anschließend Geld für einen Anwalt zahlen will, der bekommt hier eine Empfehlung. Das gleiche funktioniert auch prima beim Thema „Dating-Abzocke“, wo einzelne Artikel bis zu 20.000 Klicks bekommen.

Menschenfreunde für kurze Zeit

LegalTechs kommen und gehen, je nach Rechtslage und Massenrelevanz: so haben die verbraucherritter.de ihre Arbeit eingestellt, nachdem die verbundenen Anwälte mit dem Thema Abgasskandal kein Geld mehr verdienen konnten. Auch das ist legitim, die Erwähnung soll nur zeigen, dass das Engagement dieser Initiativen mit der reinen Menschenfreundlichkeit nicht allein erklärbar sind – auch hier geht Wirtschaftlichkeit vor Altruismus.

Kann man LegalTechs empfehlen?

Ob wir die Nutzung solcher LegalTechs empfehlen? Das muss jeder selbst wissen, wissen muss man aber auch immer, dass es hier nicht um „kostenlosen Rechtsrat“ geht, sondern um Geld verdienen mit Adressen & Daten. NIEMAND – auch wir nicht – ist so Gutmensch, dass er sich auf Dauer kostenlos engagiert. Natürlich gibt es immer Effekte, die auch kostenlos mitzunehmen sind, aber am Ende geht es immer um Geld.

Nochmal: Ein qualifizierter Rechtsrat kann nicht kostenlos, individuell und qualifiziert sein und wenn dann nur dort, wo Ansprüche ohne eine rechtliche Bewertung gefahrlos zu definieren sind. Ein gutes Beispiel war da der Abgasskandal. Hier konnte eine Opferbetroffenheit allein durch das Auslesen eines Fahrzeugbriefes nachgewiesen werden. Da fiel es LegalTechs – auch unserer eigenen IG Dieselkandal – sehr einfach, mit „kostenloser Erstberatung“ zu werben. Dadurch konnte aber lediglich die Frage nach der Betroffenheit geklärt werden, 100 % positive Aussagen zu Erfolgschancen dürfte wohl kein Anbieter wirklich ernst gemeint haben, denn „Betroffenheit“ und „Recht bekommen“ sind wie eine Schere, die auseinandergehen kann.

Verwandte Themen:

Interessant auch der langjährige und inzwischen beigelegte Rechtsstreit der Verbraucherzentralen mit dem Portal verbraucherschutz.de

Ganz besonders warnen möchten wir an dieser Stelle vor Angeboten, die eine Wiederbeschaffung verlorenen Anlagekapitals versprechen und mit kostenloser Rechtsberatung und Vorteilen der Mitgliedschaft in einer Interessengemeinschaft werben. Dahinter verbergen sich in vielen Fällen Anwälte, die mit den eigentlichen Verursachern des Schadens zu Absprachen kommen konnten. Zweck dieser Absprachen ist oft die Übergabe von Adressenund internen Informationen aus Massenschadensfällen. Es sind Fälle bekannt geworden, in denen vermeintliche Opferanwälte als Lohn für die Übergabe versprechen, nicht gegen den jeweils verantwortlichen Vertrieb vorzugehen und andere Anspruchsgegner zu suchen.

Fazit

Wer wirklich Hilfe braucht und die nicht bezahlen kann und will, der hat es nun mal schwer in unserem Rechtssystem. Von Anwälten kann man nicht erwarten, kostenlos zu arbeiten und ganz ehrlich: Von Spenden könnten sie nicht leben, denn Dankbarkeit nach geleisteter Hilfestellung hält sich in Grenzen, was wir am eigenen Leib schon oft gespürt haben. Ausdrücklich warnen möchten wir hier vor den ganz schwarzen Schafen, deren Namen wir hier nicht mal nennen, da wir nicht mit denen in Verbindung gebracht werden wollen. Unser Tipp: Vertrauen Sie niemals Google-Platzierungen, wenn sie dort „Rechtsrat garantiert kostenlos“ lesen…. Was hinter dieser Weisheit steckt? Google-Anzeigen und Suchmaschinenplatzierungen kosten enorm viel, das man mit kostenlosen Angeboten nicht verdienen kann. So weit klar?

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