Eine Kolumne (mit einer Prise Polemik) von Rechtsanwalt Dr. Jürgen Klass, München / Rosenheim.
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Schiffsfonds waren vor einigen Jahren groß in Mode. „Die Weltwirtschaft kommt ohne Containertransporte niemals aus; und wenn einmal ein Schiff untergeht, kein Problem, dann springt die Versicherung ein! Alles ist sicher und seriös!“ verkündeten die Finanzvertriebe landauf, landein mit salbungsvollen Worten. Die meisten Anleger dürften in der Zwischenzeit daran ihre Zweifel haben und suchen schweißgebadet das Rettungsboot. Der Wert vieler Schiffsbeteiligungen liegt im Augenblick, um es vorsichtig auszudrücken, tief unter dem Meeresspiegel, und es sind keine Anzeichen erkennbar, dass sich daran in naher Zukunft viel ändern wird. Die Pleitewelle hat Ausmaße eines Orkans angenommen und rollt ungebremst weiter; viele Emissionshäuser funken wegen der weiterhin bestehenden Überkapazitäten und der bis heute gefallenen Preise auf dem Chartermarkt verzweifelt S.O.S. Man könnte auch sagen: Die Wirtschaftskrise hat der Armada der Containerflotten das Wasser abgegraben.
Die Flaute auf dem Markt der geschlossenen Schiffsbeteiligungen ist tragisch. Gerade ältere Anleger sehen ihre Lebensersparnisse in Gefahr. Sie haben sich ohne Kapitän auf große Fahrt begeben und erkennen jetzt, dass ihr Finanzengagement auf Grund gelaufen ist. Der Ausstieg aus den Beteiligungen fällt schwer: Die Laufzeiten sind lang, und der Verkauf scheitert in vielen Fällen an den dramatischen Abschlägen, die auf den kleinen Zweitmärkten gefordert werden. Etliche selbsternannte Verbraucheranwälte nutzen die Situation geschäftstüchtig aus: Sie überfluten die Betroffenen mit unaufgefordert zugesandten Serienbriefen und bieten sich als Lotsen an, um das Anlagegeschäft aus den Untiefen des drohenden Totalverlustes heraus zu manövrieren. Den Vermittlern, Banken, Prospektherausgebern, Gründungsgesellschaftern usw. soll ein Schuss vor den Bug verpasst werden. Das Ergebnis ist ungewiss; sicher ist aber, dass die Anleger damit ein zweites Mal kräftig zur Ader gelassen werden.
Doch jetzt naht endlich Rettung: Ein Unternehmer baut Schiffscontainer zu Studentenbuden um – und kann sich vor den Anfragen interessierter Mieter kaum retten. Zunächst sollen über 400 Frachtbehälter, vier Stockwerke hoch gestapelt, auf einem Grundstück in Berlin aufgestellt werden. Das Wohnen im Studentendorf ist relativ teuer: Der Monatspreis für einen umgebauten Ein-Personen-Container beträgt 389 Euro, inklusive Möbeln und Nebenkosten. Angeblich soll aber die Warteliste bereits etwa 200 Namen lang sein (www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/wohnungsknappheit-wenn-schiffscontainer-zu-studentenbuden-werden-12595359.html).
So gesehen gibt es wieder Lichtblicke am Horizont für die gebeutelten Kapitalanleger. Die Container werden einfach an Land gebracht und anderweitig gewinnbringend verwendet. Danke an den studentischen Seenotrettungsdienst! Deutschlands Finanzmatrosen sind wieder zurück im renditesicheren Hafen!
Mehr Informationen: www.forum-anlegerschutz.de
Zum Verfasser: Herr Rechtsanwalt Dr. Jürgen Klass betreut und vertritt als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht seit vielen Jahren geprellte Kapitalanleger. Als erfahrener Spezialist deckt er Rechtsfragen des gesamten Anlegerschutzrechts ab. Zu seinen Klienten zählen unter anderem Opfer geschlossener Fondsbeteiligungen. RA Dr. Klass hält Vorträge an der Volkshochschule und schreibt aktuell an einem Buch über Betrugsmaschen am Grauen Kapitalmarkt.