VW Abgasskandal setzt sich trotz Software-Update beim EA 189 fort

Alleine in Deutschland sind rund 2,5 Millionen Pkw der Marken VW, Audi, Seat und Skoda vom Abgasskandal betroffen. Die Lösung sollte ein Software-Update fĂŒr die betroffenen Modelle mit dem Dieselmotor EA 189 sein.  „TatsĂ€chlich kann von einer Lösung nicht die Rede sein. Das Update dĂŒrfte immer noch ĂŒber eine unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung verfĂŒgen. Diesmal in Form eines sog. Thermofensters bei der Abgasreinigung. Die Verbraucher wurden dadurch ein zweites Mal getĂ€uscht. Dagegen können sie sich wehren und SchadensersatzansprĂŒche geltend machen“, sagt Rechtsanwalt Andreas Schwering aus Hannover.

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Nachdem der VW-Dieselskandal im Herbst 2015 bekannt wurde, folgte der RĂŒckruf der betroffenen  Fahrzeuge, damit ein Software-Update aufgespielt und die unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung entfernt werden konnte. Wer das Update nicht aufspielen ließ, riskierte den Verlust der Zulassung. Nun zeigt sich, dass die Fahrzeuge trotz Update nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und eine illegale Abschalteinrichtung durch eine andere in Form eines Thermofensters ersetzt wurde. Dadurch arbeitet die Abgasreinigung nur bei Temperaturen zwischen 10 und 32 Grad vollstĂ€ndig. Bei höheren oder niedrigeren Außentemperaturen wird die Abgasreinigung reduziert bzw. abgeschaltet. Außerdem setzt die Abgasreinigung nur bis zu einer Höhe von 1000 Metern ein. „Das fĂŒhrt natĂŒrlich dazu, dass die Abgasreinigung ĂŒber einen langen Zeitraum des Jahres nicht aktiv ist“, so Rechtsanwalt Schwering. So verwundert es auch nicht, dass Messungen des Umweltbundesamts ergeben haben, dass der Grenzwert fĂŒr den Stickoxid-Ausstoß auch nach dem Update noch deutlich ĂŒberschritten wird. Eine NachrĂŒstung der Fahrzeuge mit SCR-Katalysatoren sei daher dringend notwendig, folgert das Umweltbundesamt.

Das Landgericht DĂŒsseldorf hat bereits mit Urteil vom 31. Juli 2019 entschieden, dass auch nach dem Aufspielen des Software-Updates eine unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung in Form eines Thermofensters vorliegt (Az.: 7 O 166/18). Die Abgasreinigung finde außerhalb des Temperaturbereichs von 10 bis 32 Grad und bei ĂŒber 1000 Meter nichts statt. Ein Fahrzeug entspreche daher auch nach dem Update nicht den europĂ€ischen Vorschriften. Die KĂ€ufer seien somit vorsĂ€tzlich sittenwidrig geschĂ€digt worden und hĂ€tten Anspruch auf Schadensersatz, entschied das LG DĂŒsseldorf. Ebenso hat das OLG Wien mit Urteil vom 25.11.2019 entschieden, dass durch das Software-Update die Fahrzeuge mit dem Motor EA 189 mit einem Thermofenster und damit mit einer illegalen Abschalteinrichtung versehen worden seien.

„VW und auch andere Autohersteller begrĂŒnden die Verwendung von Thermofenstern bei der Abgasreinigung oft damit, dass sie aus GrĂŒnden des Motorschutzes nötig seien. Damit dĂŒrften sie nach den Aussagen der EuGH-GeneralanwĂ€ltin Eleanor Sharpston allerdings auf verlorenem Posten stehen“, sagt Rechtsanwalt Schwering. Die GeneralanwĂ€ltin hatte am 30. April deutlich gemacht, dass sie Abschalteinrichtungen grundsĂ€tzlich fĂŒr unzulĂ€ssig hĂ€lt, wenn sie im realen Straßenverkehr zu einem höheren Emissionsausstoß fĂŒhren. Ausnahmen seien nun in sehr engen Grenzen und nur zum unmittelbaren Schutz des Motors zulĂ€ssig. Funktionen wie Thermofenster, die den Motor langfristig vor Versottung schĂŒtzen sollen, zĂ€hlen nicht zu diesen Ausnahmen.

„Gegen eine zulĂ€ssige Ausnahme spricht schon, dass die Abgasreinigung bereits bei Temperaturen unter 10 Grad deaktiviert wird. Damit ist sie in Deutschland und weiten Teilen Mitteleuropas  die ĂŒberwiegende Zeit des Jahres abgeschaltet. Die Ausnahme wĂŒrde dann zum Regelfall“, so Rechtsanwalt Schwering.

Unterm Strich sind die Fahrzeuge mit dem Motor EA 189 auch nach dem Software-Update immer noch mit einer unzulĂ€ssigen Abschalteinrichtung ausgestattet. Heißt auch, dass ihnen der Verlust der Zulassung droht. „VW hat die Verbraucher abermals getĂ€uscht, obwohl man gerade nach dem Abgasskandal von einer erhöhten Sorgfalt hĂ€tte ausgehen dĂŒrfen. Den Verbrauchern bleibt nur, ihre Rechte wahrzunehmen und SchadensersatzansprĂŒche geltend zu machen“, sagt Rechtsanwalt Schwering.

 

 

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