Der Skandal um potenziell krebserregende Substanzen im Blutdrucksenker Valsartan weitet sich aus. Bei neuen Untersuchungen wurde noch ein zweiter Stoff gefunden, mit dem die PrÀparate verunreinigt sind. Diesmal wurde N-Diethylamin (NDEA) gefunden, ein Nitrosamin, das als stÀrker krebserregend gilt als NDMA, das bisher nachgewiesen wurde.
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Ein kurzer Blick zurĂŒck: Anfang Juli gibt es einen RĂŒckruf fĂŒr Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan. Beim Valsartan des chinesischen Herstellers Zhejiang Huahai wurde ein erhöhter NDMA-Wert gemessen. Wenig spĂ€ter wurden auch im Valsartan eines weiteren chinesischen Herstellers und eines indischen Herstellers Verunreinigungen mit dem wahrscheinlich krebserregenden NDMA festgestellt.
NDMA gehört zu der Gruppe der Nitrosamine, die als potenziell krebserregend eingestuft werden. Nun wurde bei Messungen des Instituts fĂŒr Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) in NĂŒrnberg bei den untersuchten Valsartan-PrĂ€paraten nicht nur NDMA festgestellt, sondern auch RĂŒckstĂ€nde von NDEA gefunden, berichtet die âWeltâ. Zwar sei die Konzentration geringer als beim NDMA, dafĂŒr gelte NDEA aber als krebserregender. Die europĂ€ische Arzneimittelaufsicht EMA hat inzwischen bestĂ€tigt, dass dieses zweite Nitrosamin nachgewiesen wurde.
Dadurch hat sich der Skandal noch einmal erheblich ausgeweitet. Denn NDEA gilt nicht nur als gefĂ€hrlicher, sondern könnte auch schon lĂ€nger fĂŒr Verunreinigungen bei Valsartan gesorgt haben. Bei NDMA geht man davon aus, dass eine Umstellung in der Produktion des chinesischen Herstellers fĂŒr die Verunreinigung verantwortlich ist. NDEA könnte hingegen sogar schon vor 2012 aufgetreten sein.
âDie schockierenden Nachrichten fĂŒr Blutdruck-Patienten, die PrĂ€parate mit Valsartan eingenommen haben, reiĂen nicht ab. Sie haben durch die Einnahme ihr Krebsrisiko möglichweise schon seit Jahren erhöhtâ, sagt Rechtsanwalt Andreas Lambrecht aus Berlin. Wie stark sich das Risiko erhöht hat, lĂ€sst sich derzeit noch nicht sagen. Erste SchĂ€tzungen der EMA wirken auf den ersten Blick beruhigend. Demnach könnte einer von 5000 Patienten aufgrund der Einnahme des Tageshöchstdosis von 320 Gramm Valsartan an Krebs erkranken. Allerdings können allein in Deutschland nach SchĂ€tzungen der Bundesregierung auch rund 900.000 Menschen betroffen sein. âDiese Menschen wurden ohne ihr Wissen einem zusĂ€tzlichen Krebs-Risiko ausgesetzt. Da spielt es keine Rolle wie groĂ oder klein das Risiko ist. Patienten dĂŒrfen nicht zum Spielball der Pharma-Industrie werden. Daher können ihre AnsprĂŒche auf Schmerzensgeld und Schadensersatz geprĂŒft werdenâ, so Rechtsanwalt Lambrecht.