Gott bewahre, dass meine Frau mal ein Buch über mich schreibt! Manuela Thoma-Adofo, Autorin und Tank-Ehefrau hat es getan und wahrscheinlich keine Peinlichkeit aus dem Leben des Rechtsanwalt Olaf Tank ausgelassen. Wir erinnern uns: Olaf Tank ist die Personifizierung des bösen, habgierigen und abgebrühten Abofallenanwaltes und macht jetzt – Monate nach seinem Ausstieg aus der Szene – plötzlich kein Hehl mehr aus seinem Privatkram. Er/sie lässt nichts aus, erspart dem Leser weder jahrelanges Warten auf den ersten Sex noch die Erkenntnis, dass Uneinsicht und fehlende Läuterung das Tor zum Himmel nicht öffnen wird. Abzocker gehören wenn schon nicht in die Hölle, dann doch wenigstens ins Fegefeuer – meine Meinung, auch nach der Lektüre.
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Das nach Thoma-Adofo nicht immer komplett autobiografische Werk schildert das Leben des meist gehassten Anwaltes der deutschen Nachkriegsgeschichte in sehr vielen launigen Details. Das macht phasenweise Spaß zu lesen, aber wer mehr über die Geschäfte des Olaf Tank erfahren möchte, der muss den Schmöker „Tote Ratten für den Tankwart“ schon quer lesen und sich die paar Details rauspicken, die dann hängenbleiben. Und was dann beim zügigen Durchlesen wirklich deutlich wird: Das einzige, was Abzocker wirklich trifft ist, wenn man ihnen die Bankverbindung versaut. Was allerdings auch beim dritten Kreuz- und Querlesen nicht offenbar wird: Wo ist denn das ganze Geld geblieben und wie steht Herr Tank heute persönlich zu diesen Jugendsünden?
Ganz goldig wie er die Gebrüder Schmidtlein A-Hörnchen und B-Hörnchen nennt, sich für Anwalt Syndikus und Kollegin Katja Günther für deren Fernseh-Auftritte fremd schämt. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Olaf Tank als Anwalt nicht dieses lächerliche Muttersöhnchen, dieser oberflächliche Yuppie und erst recht nicht dieser fast schon sympathische Mitläufer war.
Echte Details blicken dann nur Insider – Sehr interessant z.B. wie Olaf Tank die Hilfe seines Kollegen nutzt, um die Sparkasse Düsseldorf zu einem Vergleich zu zwingen, um zumindest wieder für eine Zeit über ein problemlos funktionierenden Konto zu verfügen.
Was aber auch weniger eingeweihten Lesern nach Lektüre des Buches mehr als deutlich wird: Es geht hier um Millionen, um Büros mit 50 und mehr Mitarbeitern, um einen neuen Mercedes nach dem anderen – also um richtig viel Geld. Wobei ich als halber Insider schon wieder sagen muss: Wenn der Tank schon so viel verdient hat, was verdienen dann die, die heute noch im Business sind?
Wenn eins vorher nicht ganz klar war: Abzockbusiness ist die Lizenz zum Gelddrucken – und genau das hat Olaf Tank gemacht – ohne Rücksicht auf seine Opfer und daher bleibt mein Mitleid auch marginal. Mitleid wofür? Dafür, dass er sich letztendlich doch in eine Lage manövriert hatte, die für die Familie nicht mehr tragbar war? Die Ehe mit einer „normalen Frau“ als Rettungsanker für die letztendlich verkrachte Anwaltsexistenz? Letzter Ausweg lustiges Buch? Nein, Mitleid hab ich nicht, und darum bettelt der Protagonist ja auch nicht. Letzten Endes ist es wie’s immer war: Ihm ist’s egal! Er verdrängt…
Aber mal im Ernst: Wenn Olaf Tank auch nur ein Zehntel des in diesen Jahren verdienten Geldes irgendwo angelegt hat, dann muss er niemals mehr arbeiten. Auch das ist eine Lebensplanung, und wenn die Angetraute dann noch was Witziges darüber schreibt, dann hat das alles doch etwas Versönliches. Oder? Nein Leute, nicht mit mir – ich bin immer noch stinkesauer und daran wird sich nichts ändern. Es zu schildern, abzuhaken und dann in der Alltäglichkeit übergeben zu werden, dass kann im familiären Mikrokosmos klappen, den Tausenden von Abgezockten macht es keinen einzigen verdorbenen Abend wieder gut, und es bringt der alleinerziehenden Mutter auch das Geld nicht zurück, das eigenlich für Weihnachtsgeschenke gedacht war.
„Scheiß Arbeit bringt Scheiß Karma“ – der Satz war gut Frau Thoma-Adofo, aber gegen Scheiß-Karma muss man mehr machen als ein paar „war doch alles nicht so schlimm-Geschichten“ aus dem interessent Leben des Olaf Tank veröffentlichen. Was mir fehlt ist die kritische Sicht auf das, was ich mal salopp Außenwirkung nennen würde.
Versöhnlich für mich ist nur eins: Das Buch deckt einiges auf und zwar über den Lifestile der Abzocker, deren Berufsethos und deren Denke. Dafür bin ich der Autorin dankbar. Andererseits hat die Geschichte keinen wirklichen Inhalt und vor allem kein gutes Ende.
„….. dann hat das alles doch etwas Versönliches. Oder?“
Du meinst wohl eher „Verhöhnliches“. Oder?