Thalia – Müssen Verkäufer/Innen Plastiktüten anbieten?

Der ganz normale Plastiktüten-Irrsinn: Beim Einkauf in einer Thalia-Filiale will die nette Verkäuferin meine „Süddeutsche“ in eine Plastiktüte packen. Ich stand in einer langen Schlange und konnte beobachten, das zehn Leuten vor mir die Plastiktüte regelrecht aufgeschwatzt wurde. Ich stelle die Dame zur Rede und sie findet das alles auch ganz fürchterlich mit den Delfinen und so. „Schon klar“, meine ich, …“aber Sie quatschen hier jedem so eine Tüte auf, die dann in 4 – 5 Jahren einen Delfin erstickt“. Na da gehe es um ihren Arbeitsplatz meint sie. Sie müsse das so machen auf Weisung der Geschäftsleitung. „Bekommen Sie eine Abmahnung?“ will ich wissen?“, während die Leute hinter mir schon mit den Hufen scharren. „Ich will meinen Job nicht gefährden…!“ Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ein Betrieb wie Thalia so etwas abmahnen würde und schicke eine Anfrage.

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Einige Augenblicke später: Ich kaufe eine Mütze für 2 Euro bei H&M. Die auch hier sehr nette Verkäuferin fragt erst gar nicht, sondern packt die Mütze gleich in die bereit liegende Tüte, in der man etwa 60 Mützen bequem transportieren könnte. „Nein, ich muss das nicht machen,“ erklärt sie, aber wenn sie jedes Mal fragen würde dauere das alles viel zu lange. Ich würde mal jeden bitten, der diesen Artikel liest, den Selbsttest zu machen und hier als Kommentar zu schildern, wie die Läden in eurer Region mit Plastiktüten umgehen,

An das Marketing von Thalia appeliere ich an dieser Stelle, niemanden zu entlassen, der den Leuten keine Plastiktüten aufschwatzt.

Eine Presse-Anfrage meinerseits an die Thalia Pressestelle wurde wie folgt beantwortet:

„Vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen im Auftrag von Frau H.  gerne beantworte. Wir verstehen es als Teil unseres Thalia-Services rund um den Bezahl- und Einpackvorgang an der Kasse, unseren Kunden eine Einkaufstüte für den Transport ihres Einkaufs anzubieten. So kann jeder individuell entscheiden, ob er eine Tüte benötigt oder nicht. Sollte ein Kunde mal nicht aktiv gefragt werden, ob eine Einkaufstüte gewünscht ist, haben unsere Mitarbeiter jedoch keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu erwarten, denn dass die Frage im Alltagstrubel untergehen kann, ist nur menschlich.“

Also ich übersetze das mal: Ja, Thalia produziert für nahezu jedes Buch das bei Thalia gekauft wird eine Plastiktüte, selbst wenn das Buch ohnehin schon eingeschweißt ist und nein: wenn mal ausnahmsweise vergessen wurde, danach zu fragen, wird der Mitarbeiter nicht gekündigt, wohl aber wenn er sich nachhaltig dieser unsinnigen Aufforderung widersetzt. In meinem Fall wurde die Tüte ja nichtmals angeboten, sondern die Bücher werden UNGEFRAGT verpackt.

Das ist nicht nur arbeitsrechtlich nicht haltbar, sondern auch moralisch nicht in Ordnung für einen Laden, der Bücher zur Umwelterziehung im Angebot hat

2 comments
  1. Vielen Dank für diesen Beitrag, über den ich zufällig gestoßen bin.
    Ich arbeite selber bei Thalia und stelle an der Kasse immer die Frage „Brauchen Sie eine Tüte oder geht das bei Ihnen so?“.
    Leider kenne ich aber auch viele andere Kollegen, die selbstverständlich alles gleich in die Tüte packen, aber zum Glück auch einige, die auch immer nachfragen.
    Es soll sich aber ab April tatsächlich was ändern und Plastiktüten nur noch gegen ein Entgeld erhältlich sein. Endlich!

  2. Ist es nicht etwas unrealistisch, die flüchtigen Momente des hektischen Einkaufs mit der Forderung, „nachzudenken,“ zu belasten? Ich frage dies als Landmensch, welcher unregelmäßig, so alle paar Wochen, spontan zum Einkaufs-Analphabeten mutiert. Besser wäre es, die billigen Plastiktüten zu verbieten! Mit den teureren, umweltgerechten werden wir sicher bewusster umgehen! Danke für den überfälligen Beitrag. Es muss ganz schlimm stehen um die Meere, gerade nach Fukushima mittlerweile.

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