Was denn noch? Das Kraftfahrtbundesamt fordert AUDI auf, sich in der Schadstoffklasse 4 zu erklären. Man kündigt die Anordnung eines behördlichen Rückrufes für 6-Zylinder-TDI-Modelle an (Audi A4 und Audi A6), um nachgewiesene Abschaltvorrichtungen zu deaktivieren. Damit wären nun auch offiziell Autos vom Abgasskandal betroffen, die vor 2010 gebaut wurden. AUDI-Sechzylinder-Motoren des Typs EA896 mit 2,7 und 3,0 Liter Hubraum stoßen demnach auch in der Schadstoffklasse deutlich mehr NOx aus, als in der Zulassungsgenehmigung vorgeschrieben. Der Wert soll 250 Miligramm pro Kilometer nicht überschreiten. Tut er aber und zwar um ein Vielfaches.
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Alle Euro-4-Audis betroffen
AUDI dazu: „Am 5. November hat das KBA einen Rückruf für Audi-A4- und A6-Modelle aus den Jahren 2004 bis 2009, in denen ein V6-2.7l-TDI-Motor verbaut ist, angeordnet. Ersten Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 40.000 solcher Fahrzeuge zugelassen. Audi steht hinsichtlich der Abarbeitung mit dem KBA in enger Abstimmung.“ Der Rückruf für die 3,0 Liter-Motoren wurde am 29. November 2019 öffentlich gemacht durch Recherchen des Byerischen Rundfunks.
Laut KBA-Informatinen soll es sich bei der nachgewiesenen Manipulationssoftware um die sogenannte „Prüfstandserkennung“ handeln, die auch bei den EA189-Motoren der Konzernmutter VW nachgewiesen wurde. Der Nachweis der Manipultionen am EA189 hatte 2015 den Stein ins Rollen gebracht und den Dieselskandal ausgelöst. Hammer ist jetzt, dass eine Konzern-Tochter breits fünf Jahre zuvor manipulierte. Die nun vom Rückruf bedrohten AUDI-Modelle können mit Hilfe der sogenannten Akkustik-Funktion erkennen, ob das Auto auf dem Prüfstand läuft oder auf der Straße.
Europaweit sollen 120.000 Fahrzeuge mit 2,7 Liter-Maschine betroffen sein. Lange war unklar, ob nur die 2,7 Liter-Maschine betroffen ist, oder auch die größere mit 3 Litern Hubraum. Dieses Thema hat sich nun erledigt. Neben A4, A6 und A8 aus dem Produktionszeitraum 2003 bis 2009 werden auch 5700 Phaeton und 27.500 Tourareg zurückgerufen
Abzuwarten bleibt, wann die Rückrufe für Porsche mit Euro 4 folgen, den hier sind identische Motoren und Abgaseinrichtungen verbaut.
Mit der Abschaltung der Manipulationssoftware ist es nun aber nicht getan: Den AUDI-Ingenieuren muss gelingen, dass die Autos wirklich weniger als 250 Miligramm NOx pro Kilometer ausstoßen. Das wird teure Entwicklungsarbeit, die man man sich in der Vergangenheit sparen wollte. Gelingt das nicht, wird man klagenden Kunden den Neupreis erstatten müssen.
Die Kooperationsanwälte der IG Dieselskandal stehen Besitzern betroffener AUDI, Volkswagen Phaeton und VW Touareg gern als Ansprechpartner für eine kostenlose Erstberatung zur Verfügung. Schon jetzt ist klar, dass AUDI viele der nun anstehenden Schadensersatzsansprüche als verjährt ansehen wird. Allerdings: Die ins Feld geführte zehnjährige Verjährungsfrist gilt natürlich nicht für Gebrauchtwagenkäufer. Wer also 2015 einen gebrauchten PKW mit einem Euro4-Sechszylinder AUDI-Motor gekauft hat, für den verjährt der Schadensersatzanspruch erst 2025. Grundsätzlich ist die Verjährungsthematik aber ein Stoff, der mit einem fachkundigen Rechtsanwalt in jedem Einzelfall individuell geklärt werden muss.
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Ein weiterer Aspekt, den es noch zu kären gilt ist, ob auch Porsche Cayenne in der entsprechenden Motorisierung zurückgerufen werden. Dazu zitieren wir den Bayrischen Rundfunk: „Nach Ansicht des Kraftfahrt-Bundesamtes ist die Akustikfunktion nicht nur in den Euro 4-Diesel-Modellen A4 und A6, sondern auch im A8, im Q7 und im VW-Touareg sowie dem VW-Phaeton verbaut worden.“ Das hat sich bereits bewahrheitet. Ob Porsche-Cayenne mit 3-Liter-Maschinen betroffen sind wird wohl auch geprüft.