MSM Warnung: Warum dieses Nahrungsergänzungsmittel ein Risiko sein kann

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MSM Warnung

Es wird als Wundermittel für die Gelenke beworben. Ein Pulver, das Schmerzen bei Arthrose lindern, Entzündungen stoppen und das Immunsystem stärken soll. Die Rede ist von MSM, einer organischen Schwefelverbindung. Der Markt für dieses Nahrungsergänzungsmittel boomt, doch während Anbieter mit schnellen Erfolgen werben, wachsen bei Verbraucherschützern und Medizinern die Bedenken.

 

Es gibt eine klare Diskrepanz zwischen den Marketingversprechen und der wissenschaftlichen Realität. Wir haben uns die Faktenlage angesehen und geben eine dringende MSM Warnung heraus. Wenn Sie die Einnahme von MSM erwägen, sollten Sie die Risiken kennen, die oft verschwiegen werden. In diesem Artikel erfahren Sie daher alles, was Sie zu dem Thema wissen sollten.

 

Was ist MSM (Methylsulfonylmethan) überhaupt?

Bevor wir zu den Risiken kommen, müssen wir klären, worüber wir sprechen. MSM (Methylsulfonylmethan) ist eine organische Schwefelverbindung, die in Spuren in vielen Organismen vorkommt, auch in Pflanzen, Tieren und Menschen. Es handelt sich chemisch gesehen um eine einfache Verbindung, die oft als „natürlicher“ Schwefel vermarktet wird.

 

Schwefel selbst ist ein lebenswichtiges Element. Der menschliche Körper benötigt Schwefel für zahlreiche Prozesse. Er ist ein Baustein für Aminosäuren wie Methionin und Cystein und damit unverzichtbar für die Herstellung von Proteinen. Schwefel ist außerdem Bestandteil von Hormonen, Enzymen und dem Bindegewebe, etwa dem Knorpel in den Gelenken. MSM ist im Grunde eine Substanz, die Schwefel für den Organismus bereitstellt. Es ist eine weiße, kristalline Substanz, die gut in Wasser löslich ist. Die Anbieter von MSM-Produkten nutzen die Bekanntheit dieser biologischen Funktionen, um ihre Mittel zu verkaufen. Doch die Einnahme von isoliertem MSM ist nicht dasselbe wie die Aufnahme von Schwefel über die Nahrung.

 

Was ist MSM (Methylsulfonylmethan)?Bildnachweis: iStock

Die Versprechen der Anbieter: Wirkung bei Arthrose und Schmerzen?

Die Liste der angeblichen Vorteile von MSM ist lang. Im Zentrum steht die Hoffnung auf Linderung bei Erkrankungen des Bewegungsapparats. Anbieter behaupten, MSM könne Schmerzen und Steifheit bei Arthrose reduzieren und die Beweglichkeit der Gelenke verbessern. Außerdem soll es entzündungshemmende Effekte besitzen und bei chronischen Entzündungen helfen.

 

Manche Hersteller gehen weiter und bewerben MSM als Mittel zur Stärkung des Immunsystems, zur Verbesserung des Hautbildes oder sogar als Unterstützung bei Allergien. Oft wird in diesem Zusammenhang der Begriff Schwefeltherapie verwendet, der dem Ganzen einen medizinischen Anstrich verleihen soll. Diese angeblichen Effekte werden oft mit der Rolle von Schwefel als Antioxidans oder seiner Bedeutung für das Bindegewebe begründet. Was bei diesen Versprechen jedoch fast immer fehlt, ist der eindeutige wissenschaftliche Beleg für die Wirksamkeit beim Menschen.

 

Mangel an Beweisen: Die dünne Studienlage zur Wirksamkeit

Wer nach handfesten Beweisen für die Wirkung von MSM sucht, steht schnell vor einem Problem. Die wissenschaftliche Studienlage ist dünn und widersprüchlich. Es gibt zwar einige kleinere Studien, die positive Effekte andeuten, doch viele dieser Untersuchungen weisen erhebliche Mängel auf.

 

Oft wurden sie nur an Tieren oder im Labor (in vitro) durchgeführt. Ergebnisse aus Tierversuchen lassen sich nicht einfach auf den Menschen übertragen. Humanstudien, die es gibt, sind häufig klein, von kurzer Dauer oder methodisch unsauber, beispielsweise fehlt eine Kontrollgruppe. Ein klarer Wirknachweis, wie er für die Zulassung eines Arzneimittels erforderlich wäre, fehlt für MSM vollständig.

 

Genau hier liegt der Kern des Problems: MSM wird in Deutschland nicht als Medikament oder Arzneimittel verkauft, sondern als Nahrungsergänzungsmittel. Für diese Kategorie gelten deutlich laxere Regeln. Hersteller müssen die Wirksamkeit ihrer Produkte nicht in aufwendigen klinischen Studien belegen. Sie dürfen lediglich keine direkten Heilversprechen machen – eine Grenze, die im Marketing oft kreativ umgangen wird. Für Verbraucher ist MSM daher kein Heilmittel, sondern ein Produkt mit bestenfalls unklarer Wirkung.

 

Das Kernproblem: Bekannte Nebenwirkungen und unklare Langzeiteinnahme

Während die Vorteile unbewiesen sind, sind die Risiken real. Eine MSM Warnung muss sich zwangsläufig auf die bekannten Nebenwirkungen konzentrieren. Obwohl MSM oft als „natürlich“ und „sicher“ beworben wird, berichten Anwender immer wieder über Beschwerden.

 

Zu den häufigsten gemeldeten Problemen gehören:

 

  • Magen-Darm-Probleme (Übelkeit, Durchfall, Blähungen)
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Hautreizungen oder allergische Reaktionen
  • Schlafstörungen
  • Schwellungen

 

Diese Nebenwirkungen treten nicht bei allen Personen auf, sind aber ein klares Warnsignal. Besonders problematisch ist, dass es kaum Daten zur Langzeiteinnahme gibt. Die meisten Studien liefen nur über wenige Wochen oder Monate. Was eine kontinuierliche Einnahme von MSM über Jahre mit dem Körper macht, ist weitgehend unbekannt. Diese Unsicherheit hinsichtlich der Sicherheit bei dauerhafter Anwendung ist ein erhebliches Risiko. Der Stoff gelangt nach der Einnahme in den Blutkreislauf und verteilt sich im Organismus – doch wie er sich langfristig auf Leber, Nieren oder andere Organe auswirkt, ist nicht ausreichend erforscht.

 

Der Mythos „Schwefelmangel“: Braucht der Körper die Zufuhr?

Das zentrale Verkaufsargument für MSM ist die Behauptung, viele Menschen würden unter einem Schwefelmangel leiden, den man durch die Einnahme der Kapseln oder Pulver beheben könne. Doch dieser angebliche Schwefel-Mangel ist ein Mythos.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht keinen Beleg für einen weit verbreiteten Schwefelmangel in der Bevölkerung. Der tägliche Bedarf an Schwefel wird in der Regel problemlos über eine ausgewogene Ernährung gedeckt. Schwefel ist in vielen eiweißreichen Lebensmitteln enthalten, zum Beispiel in Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten, aber auch in Nüssen, Hülsenfrüchten und bestimmten Gemüsesorten (z.B. Zwiebeln, Knoblauch).

 

Wer sich normal ernährt, nimmt genügend schwefelhaltige Aminosäuren auf, um den Bedarf des Körpers zu decken. Die zusätzliche Zufuhr von isoliertem Schwefel über ein Nahrungsergänzungsmittel ist für gesunde Menschen nicht notwendig. Die Behauptung eines „Schwefelmangels“ dient primär dazu, einen Bedarf für das Produkt zu konstruieren.

 

Produkte im Check: Mangelnde Sicherheit und unklare Dosierung

Als Verbraucherschutzmagazin haben wir uns auch die Produkte auf dem Markt genauer angesehen. Die Qualität und Sicherheit der angebotenen MSM-Produkte sind schwer zu überprüfen. Da sie als Nahrungsergänzungsmittel gelten, unterliegen sie nicht den strengen Kontrollen wie Arzneimittel.

 

Bei unseren Recherchen stießen wir auf folgende Probleme:

 

  • Unklare Dosierung: Es gibt keine offiziell empfohlene Dosierung für MSM. Die Angaben der Hersteller variieren stark. Die eingenommenen Dosen und Mengen reichen von wenigen hundert Milligramm bis zu mehreren Gramm pro Tag. Welche Menge sicher ist, bleibt unklar.
  • Reinheit: Besonders bei Produkten, die über ausländischen Versand nach Deutschland kommen, ist die Reinheit ein Risiko. Es besteht die Gefahr von Verunreinigungen mit Schwermetallen oder anderen gesundheitsschädlichen Stoffen.
  • Lagerung: Unsachgemäße Lagerung kann die Qualität der Verbindung beeinträchtigen.

 

Die angebotenen Pulver und Kapseln versprechen oft hohe Dosierungen, doch ob diese hohen Dosen sicher sind, ist, wie erwähnt, fraglich.

 

Tabelle: Typische Dosierungsangaben vs. wissenschaftliche Daten

Dosierungsangabe (Hersteller) Wissenschaftliche Datenlage
1.000 mg – 6.000 mg (1-6 Gramm) pro Tag Wenige Humanstudien nutzten Dosierungen in diesem Bereich, jedoch meist nur für kurze Zeiträume (z.B. 12 Wochen).
„Einschleichende“ Dosierungen Eine reine Vorsichtsmaßnahme der Hersteller, um Magen-Darm-Probleme zu minimieren; kein Beleg für Sicherheit.
Langzeiteinnahme (unbegrenzt) Keinerlei Daten zur Sicherheit einer Einnahme über mehrere Monate oder Jahre.

 

Wechselwirkungen: Wenn MSM auf Medikamente trifft

Ein weiterer kritischer Punkt, der bei einer MSM Warnung nicht fehlen darf, sind die potenziellen Wechselwirkungen mit anderen Substanzen. Es gibt kaum gesicherte Information darüber, wie MSM die Wirkung von Medikamenten beeinflusst.

 

Besondere Vorsicht ist für Personen geboten, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. Es gibt Hinweise, dass MSM die Blutgerinnung beeinflussen könnte. Menschen, die Blutverdünner (Antikoagulanzien) einnehmen, setzen sich einem unkalkulierbaren Risiko aus, wenn sie zusätzlich MSM konsumieren.

 

Auch die oft gesehene Kombination mit anderen Mitteln, wie Vitamin C oder Glucosamin, ist kritisch zu sehen. Vitamin C wird oft beigemischt, um die Aufnahme zu verbessern oder dem Produkt einen gesundheitlichen Anstrich zu geben. Dies ändert jedoch nichts an der mangelhaften Studienlage von MSM selbst. Die Einnahme von MSM zusammen mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten ist ein Experiment mit dem eigenen Körper, dessen Ausgang ungewiss ist.

 

Fazit für Verbraucher: Unsere Empfehlung zur Einnahme von MSM

Alles in allem fallen die angeblichen Vorteile von MSM bei einer kritischen Prüfung durch. Die Versprechen der Hersteller zur Linderung von Arthrose oder Entzündungen stehen auf einem wackeligen Fundament aus wenigen und oft mangelhaften Studien.

 

Demgegenüber stehen reale Risiken: Die Einnahme von MSM kann zu Magen-Darm-Problemen, Hautreizungen und anderen Nebenwirkungen führen. Die Sicherheit einer Langzeiteinnahme ist völlig ungeklärt, und die Qualität der auf dem Markt befindlichen Produkte ist schwer zu kontrollieren.

 

Unsere Empfehlung lautet daher klar: Sehen Sie von der Einnahme von MSM ab. Die Risiken überwiegen den potenziellen, aber unbewiesenen Nutzen. Wenn Sie unter Gelenkschmerzen oder anderen Erkrankungen leiden, verlassen Sie sich nicht auf zweifelhafte Nahrungsergänzungsmittel. Suchen Sie einen Arzt auf und besprechen Sie gesicherte Methoden zur Behandlung. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an natürlichen Schwefelquellen ist, deckt den Bedarf Ihres Körpers ohne die Risiken einer isolierten Zufuhr.

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