Kaffeefahrten-Abzock und Ehrenpreis

Ärger im schönen Rheingau-Örtchen Winkel, wo Kaffeefahrten-Abzocker haben im Rheingau ihr Paradies gefunden – beim „singenden Wirt“ Georg Eger in Winkel. Sie nutzen seinen Betrieb als Zweigstelle, hebeln so Vorschriften der Gewerbeordnung und damit den Verbraucherschutz aus. Wir zitieren einen Artikel aus dem Wiesbadener Kurier.

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Von Wolfgang Degen

Mitte November steht „Schorsch“, wie sie ihn nennen, wieder einmal im Rampenlicht. Der Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Burkhard Albers (SPD), verleiht dem umtriebigen Wirt den Landesehrenbrief. Lob prasselt hernieder auf Eger, in einer Person Wirt, Hotelier, Musiker, Entertainer, Vereinsförderer, Stimmungskanone, Winzer. Die Auszeichnung erhält Eger, der auch schon mal seiner volkstümlichen Unterhaltungskünste wegen als „Karl Moik des Rheingaus“ gepriesen wird, wegen der ehrenamtlichen Leitung des Bürgersaales und der Vereinsbetreuung. „Wir brauchen im Rheingau solche Menschen“, lobt Albers. Der Landrat vergisst auch nicht, dass Eger „zirka 2,2 Millionen Menschen in 25 Jahren Winkel bewirtet“ haben soll.

Der Kompagnon

In einem Punkt seiner Lobpreisung irrt der Landrat mit Sicherheit: Werbung für Oestrich-Winkel und den Rheingau ist das beileibe nicht immer, was sich bei Eger abspielt. Mitarbeiter im Gewerbeaußendienst des Kreises oder im Ordnungsamt von Oestrich-Winkel könnten dem Landrat die andere Seite der Rheingauer Kultfigur schildern, gilt Eger dort auch als Kompagnon unseriöser Verkaufs-Firmen. Er mache seit Jahren deren Geschäft im großen Stil erst möglich, klagen sie. Ob der Ehrung verziehen sie das Gesicht. Bei Eger enden viele der Bus-Sternfahrten, mit verlogenen Gewinnmitteilungen wird dafür geworben. „Solche Gewinnversprechen sind selten das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind“, stellt die Verbraucherzentrale Hessen klar. Auf den Einladungen wird die wahre Identität der Verantwortlichen verschleiert, sie sind nur schwer zu greifen, versteckt hinter Phantasienamen und Postfachadressen.

Legaler Zweigstellen-Dreh

Woche für Woche werden Hunderte von Senioren vom Parkplatz unten an der Bundesstraße hoch in die Winkeler Hauptstraße dirigiert. In die Arme von gewieften Verkaufsprofis. Der Dreh: Einschlägige Firmen haben bei Eger unselbständige Zweigniederlassungen angemeldet. So umgehen sie den Paragrafen 56a der Gewerbeordnung. Weil eine Zweigstelle kein „Wanderlager“ ist, müssen die Veranstaltungen weder angemeldet noch genehmigt werden. Eine Variante, um den Verbraucherschutz nachhaltig auszuhebeln, heißt es beim Ordnungsamt. Eger gebe sich ahnungslos, wenn er darauf angesprochen werde. Er stelle doch nur seine Räume zur Verfügung, sage er, mit dem, was dort passiere, habe er nichts zu tun. Mitte Dezember waren laut Ordnungsamt drei Firmen mit Zweigniederlassungen bei Eger gemeldet.

Andreas Glock (Name geändert) hat erlebt, was sich in Egers Räumen abspielt. Angedreht wurde den Senioren unter anderem für zehn Euro ein Chip, der die gefährlichen Handystrahlen in Lichtsignale umwandele, ein angeblich Wunder wirkendes Magnetband, für 25 Euro so gut wie geschenkt, ein „Schmiermittel“ für die Gelenke, zum „Sonderpreis“ für 90 Euro. Und dazu ewig die Leier, dass die älteren Herrschaften doch bitte an ihre Gesundheit denken sollen. So wurden sie über Stunden hinweg eingestimmt auf ein Wundermittel: Vier Monate einnehmen, zehn Jahre profitieren, so die Botschaft. Der „normale Preis“ betrage 2 899 Euro. Da stockte den Gesundheitsbewussten der Atem. Es gebe Vergünstigungen, lockten die Verkäufer, und überhaupt: Wer in das Mittel investiere, spare bei den Medikamenten, so ihre Rechnung. Glock nennt das, was bei Eger in Winkel über die Bühne geht, „Abzocke“.

Für eine Stellungnahme war Eger nicht zu kriegen: Am 11. Dezember, beim ersten Versuch, ist er in „großer Eile“, wie er sagt, „in den Tagen danach verreist“. Erst am 29. Dezember sei er zu sprechen. Überhaupt: „Ich mache nur, was auch andere im Rheingau machen“, meint er. „Er ist weit und breit der größte Gastgeber für unseriöse Veranstalter“, sagen hingegen Gewerbe-Experten. Zu viel Öffentlichkeit beim Thema Kaffeefahrten scheint Eger unangenehm: „Wenn der Bericht negativ ausfällt, möchte ich mich mit ihnen nicht unterhalten“, kündigt er an. Er hält Wort. Gestern ist er trotz Zusage nicht zu erreichen. Fünf telefonische Versuche gehen ins Leere. „Sie können ihn über Handy anrufen“, sagt seine Frau. Als sie hört, dass es um die Kaffeefahrten geht, ist ihr Angebot schnell vom Tisch. „Ich gebe die Nummer nicht heraus“, sagt sie

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