Jameda unlauterer Wettbewerb? Schutzgeld gegen schlechte Bewertungen?

Jameda unlauterer Wettbewerb Jameda unlauterer Wettbewerb

Dass bei einem kombinierten Werbe- und Bewertungsportal zahlende Kunden besser abschneiden als Nicht-Kunden erscheint plausibel, aber stimmt es auch faktisch und welche Konsequenzen hat das? Der Berliner Arzt Dr. Peter Gorenflos hat sich letztes Jahr die Mühe gemacht und im Internet über einhundert Jameda-Kunden-Dateien – man erkennt sie am Emblem Gold oder Platin – und über einhundert Jameda-Dateien von Nicht-Kunden zusammengestellt und verglichen.

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Diese Vergleichsliste lässt sich jederzeit mit beliebigen anderen Jameda-Dateien wiederholen. Es wurden via Gelbe Seiten aus verschiedenen Städten Kollegen unterschiedlicher Facharzt-Richtungen und Zahnärzte per Zufallsprinzip ausgewählt und das Ergebnis war erschreckend. Es ist nahezu unmöglich eine Liste von Jameda-Kunden aufzustellen, die keine guten Durchschnitts-Werte erzielen, aber es ist ganz einfach, eine lange Liste von Nicht-Kunden aufzustellen, die schlechte bis katastrophale Durchschnitts-Werte erzielen. Dr. Gorenflos: „Mit diesem fragwürdigen Geschäftsmodell verdient Jameda Geld“.

Bei Nicht-Kunden wird eine Liste von Vergleichspraxen in der Regel gleicher Fachrichtung angezeigt – alles ausschließlich Jameda-Kunden – inklusive Entfernung mit Kilometerangabe und mit in der Regel besseren Bewertungen. Bei Kunden wird eine solche Liste konkurrierender Praxen nicht angezeigt. Auf diese Weise sollen Patienten von Nicht-Kunden abgeworben werden für Jameda-Kunden, ein klassischer Fall unlauteren Wettbewerbs. Dass die Kriterien für die Veröffentlichung vor allem schlechter Bewertungen bei aller Anonymität in beiden Gruppen identisch sein sollen, ist völlig unplausibel und hätte vor keinem Gericht Bestand. Hier wird kontinuierlicher Druck auf Ärzte ausgeübt, Kunde von Jameda zu werden, “Schutzgeld“ zu bezahlen, um Rufschädigungen zu vermeiden.

Dr. Gorenflos: „Das ist inakzeptabel und muss durch eine Ergänzung des Antikorruptionsgesetzes bzw. UWG verhindert werden.“ Der Mediziner hat nichts gegen Bewertungsplattformen, aber mit gleichen Regeln für alle Teilnehmer, keine Vorteile für zahlende Kundschaft! Nach seiner Überzeugung dürfen Ärzte auf keinen Fall gezwungen werden, in einer Werbeplattform wie Jameda – die sich als Arztempfehlungs-Portal ausgibt – aufgeführt zu werden.

Eine Kombination von Werbe- und Bewertungsportal müsse per Gesetz verboten werden, denn sonst werde eine Arzt-Empfehlungs-Plattform zwangsläufig zu einem Portal unlauteren Wettbewerbs, „zu einem Ärzte-Korrumpierungs-Forum“.

1 comments
  1. Dr.Gorenflos hat recht. Was Jameda mit seinem Bewertungsportal für Ärzte anstellt, übertrifft das,was gemeinhin mit „Volksverdummung“ beschrieben wird. Unter dem Mäntelchen der Auswertung von Patientenerfahrungen werden offensichtlich vorrangig Ärzte als empfehlenswert und kompetent in Szene gesetzt, die bereit sind,Jamedas wettbewerbswidriges Portal zu ihren eigenen gunsten zu finanzieren. Ein Vergleich mit mafiösen Strukturen, wo Schutzgeldzahlungen üblich sind, damit Zerstötrungen des Betriebs möglichst nachhaltig abgewendet werden, erscheint nicht abwegig. Im Falle Jameda können Ärzte mit ihren ggf. „aufgenordeten“ Mitgliedschaften erreichen ,dass ihr Renomee im Vergleich zu Nichtmitgliedern besonders gefördert wird. Ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung, das meiner Meinung nach ehrenrührig – standeswidrig- ist.

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