Schon theoretisch gibt es im Netz noch mehr Möglichkeiten, Arglose zu betrügen, als in der realen Welt. Praktisch gibt es jedoch einige sehr sichere Anzeichen, bei deren Vorhandensein höchste Vorsicht geboten ist.
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Das Netz ist eine Welt, in der Menschen beim Einkaufen ohne zu zögern ihre Kontodaten preisgeben. Eine Welt, in der es keine hochtalentierten Taschendiebe benötigt, sondern einen mittelmäßigen Webdesigner. Und es ist eine Welt, in der manche Barmherzigkeit dreist ausnutzen, um sich Geld zu ergaunern. Das Internet ist eine Erweiterung der analogen Welt. Nicht kleiner, nicht gefährlicher. Aber ein Ort, die für viele leider immer noch so sehr „Neuland“ ist, dass sie auch auf alte (für Internetbegriffe) Tricks hereinfallen. Der folgende Ratgeber will das verhindern und listet dazu sieben typische Anzeichen für Betrugsversuche aus unterschiedlichen Web-Bereichen – weil allerdings andauernd neue hinzukommen, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
- Mails aus heiterem Himmel
Eine sehr beliebte Masche, um an Geld zu kommen oder wahlweise auch Schadsoftware zu verbreiten, sind persönliche Mails. Diese haben als Absender einen normal klingenden Personennamen („Dennis Müller, Jennifer Beyer…“). Im Betreff steht oft genug etwas wie „habe versucht, dich zu erreichen“. Glücklicherweise ist das noch einer der am leichtesten zu erkennenden Tricks. Es gilt, wenn man die Person nicht kennt, kann man diese Mail getrost ignorieren, sie anschließend in seinem E-Mail-Programm als Spam markieren und dann löschen. Falls man doch jemand „echtes“ gelöscht haben sollte, wird er einen auch anders erreichen.
- Einseitige Zahlungsmethoden
Dies ist eigentlich eine doppelte Betrugsmasche und sie ist schon etwas schwerer zu erkennen. Betrüger registrieren dazu eine Internetadresse („URL“), die fast genau wie die einer echten Shop-URL geschrieben wird, bloß mit Schreibfehler. Statt beispielsweise www.heimwerkerbedarf-maier.de lautet die Adresse dann www.heimwerkerbedarf-meyer.de. Meist nehmen die Betrüger dazu kleinere Shops – nicht nur, weil die Großen im Business für sich meist auch falschgeschriebenen Varianten ihrer URL reservieren, sondern eine Kopie deren (bekannter) Seite auch zu komplex wäre.
Hinter der URL findet man eine normal aussehende Shopseite. Bloß mit dem feinen Unterschied, dass sämtliche Zahlungsmöglichkeiten den Verkäufer bevorteilen: Kreditkarte, Überweisung, PayPal – also alles Prinzipien, bei denen man erst zahlt und dann die Ware bekommt – die man natürlich in diesem Fall nie sehen wird.
- Keine Lizenz
Glücksspiel ist im Internet wie im echten Leben in zwei Varianten verfügbar: einmal der legalen, staatlich lizensierten Variante und einmal in der illegalen. Und durch die Natur des Internets gibt es hier eine Menge Verwirrpotenzial. Denn während ein analoges, deutsches Casino natürlich eine deutsche Lizenz haben muss, kann ein digitales Casino durchaus auch eine ausländische Lizenz haben, ohne illegal zu sein – viele dieser Spielseiten haben eine Lizenz aus Gibraltar, der Isle of Man oder Malta, müssen aber trotzdem ebenso rigorose und sehr konkrete Auflagen dafür einhalten als wenn sie eine deutsche Lizenz besäßen. Nur ein vermeintlicher Betrug also.
Aber: Egal woher die Lizenz stammt, der Anbieter wird sie immer prominent präsentieren. Finger weg heißt es indes dort, wo entweder ganz offen gar keine Lizenz vorhanden ist oder aber man die jeweilige URL nicht auf der Seite des Lizenz-ausgebenden Aufsichtsbehörde des Landes finden kann. Das heißt, man muss im Zweifelsfall auch ein wenig recherchieren, bevor man zu den virtuellen Karten greift.
- Die Inkasso-Masche
Eine E-Mail trudelt ein, die in etwa so viel Taktgefühl wie ein Rammbock besitzt: Der Absender „Inkasso XYZ“ oder irgendetwas, das nach Shop klingt. Der Betreff kommt im Tenor „Offene Rechnung“. Zwar wäre es ein Fehler, auf die Mail zu klicken (Stichwort Schadsoftware). Täte man es jedoch, sähe man sich mit einer offenen Forderung wegen einer angeblichen Bestellung konfrontiert – die Betrüger hoffen hier auf ein kurzes Gedächtnis von Internetkäufern.
Oft findet sich im Rechnungsanhang „nur“ Schadsoftware (auch hier gilt natürlich: Niemals E-Mail-Anhänge von unbekannten Absendern öffnen) teilweise handelt es sich jedoch auch um echte finanzielle Erpressungsversuche, die sogar dreist bekannte Namen „kidnappen“. Die abermals einzige richtige Antwort darauf lautet: ignorieren. Wenn es sich um eine echte, ausstehende Rechnung eines Kaufs handelt, hilft eine Kontaktaufnahme über die (echte) Webseite weiter. Und ein echtes Inkassounternehmen wird sich immer auch per Analogpost melden. Falls man sich sorgt, kann man den Firmennamen auch beim Bundesverband der Inkasso-Unternehmen erfragen.
- Total markt-unübliche Preise
Natürlich, im Internet ist es nach wie vor möglich, Waren zu günstigeren Preisen zu bekommen, als im Einzelhandel – das liegt schon daran, dass ein Onlinehändler kein teures Ladengeschäft betreiben muss. Leider glauben aber auch heute noch viele User, dass allein die Tatsache des Onlinehandels Preise ermöglicht, die um 50 oder mehr Prozent geringer sind.
Das nutzen viele Betrüger aus und offerieren, vornehmlich Markenprodukte, zu Preisen, die extrem unter dem normalen Marktpreis liegen. In einigen, seltenen Fällen können das echte Sonderangebote sein. Weitaus häufiger findet man auf solchen Webseiten abermals nur die in Punkt 2 genannten Zahlungsmethoden. Manchmal bekommt man auch einfach nur gefälschte Ware – doch praktisch immer wird man betrogen. Am wirksamsten hilft der Vergleich: Wissen, was ein Produkt im Mittel kostet. Und dann verinnerlichen, dass auch Onlinehändler nichts zu verschenken haben. Dadurch kommt man zwar um (Lottogewinn-seltene) echte Schnäppchenchancen, wird aber todsicher niemals Betrugsopfer.
- Der geprellte Liebessuchende
Mit dem Wunsch nach Liebe anderer Geld zu machen, gehört zu den ältesten Betrugsmaschen der Welt. Der Ort sind große Online-Dating-Portale. Das Ziel ist es, dass sich ein argloses Opfer verliebt und möglichst lange, möglichst viel Geld schenkt. Das klingt schwieriger als es ist. Die Masche ist praktisch immer gleich:
Es handelt sich um eine gutaussehende Person mittleren Alters. Meist gibt der Betrüger einen sehr ausgefallenen oder hochseriösen Beruf, eine interessante Geschichte vor. Beinahe immer ist der bisherige Partner verstorben oder hat den „Armen“ durch eine hässliche Trennung gezogen. Immer ist er interessiert an allen Lebensdetails, zeichnet sich durch enorme Anteilnahme aus. Niemals jedoch lebt der Betrüger in der Nähe, oft sogar auf anderen Kontinenten – mit plausibler Erklärung.
Damit erschleichen sich die Betrüger Interesse und Vertrauen, welches sie durch regelmäßige Kontakte, ja sogar Anrufe, nähren. Nach einigen Monaten und Liebesschwüren kommen dann Forderungen. Mal wurde der Betrüger angeblich festgenommen, mal braucht er Geld für eine Arztrechnung – die Gründe sind verschieden, wirken aber abermals plausibel. Und obschon sie die Person nie gesehen haben, ja vielleicht sogar schon einen Verdacht haben, lassen sich manche Opfer über Monate oder gar Jahre hinweg regelrecht „melken“.
Dabei lassen sich viele dieser Betrugsversuche schon dadurch aufdecken, dass man das Profilbild des Vermeintlichen durch die Google-Bildersuche laufen lässt – oft sind es nur aus dem Netz geklaute Stockfotos, die sich dementsprechend an zahllosen Stellen wiederfinden. Und dann gilt: Niemals sollte man jemandem hohe Summen geben, den man noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hat.
- Der Bettelbrief
Ob auf sozialen Netzwerken oder über E-Mails, nach wie vor versuchen weltweit tausende, mit traurigen Bildern und rührseligen Geschichten Spenden zu ergaunern – leider nicht minder erfolgreich als zu analogen Zeiten.
Die Masche ist immer gleich. Es geht nicht nur um „einfaches Elend“, sondern besonders zu Herzen gehende Fälle, oft mit entsprechend tränenerzeugenden Fotos untermauert. Aktuell wird gern das Thema Flüchtlinge missbraucht („Von den Eltern getrennt“) ansonsten funktioniert Tierleid (mit Fokus auf Einzelschicksale) ebenso gut – teilweise wird auch mit dem Klimawandel geworben.
Natürlich gibt es viele Spendenorganisationen auf der Welt und vielleicht geraten durch die Schutzmaßnahme einige Seriöse davon unter die Räder. Aber wer wirklich sicher sein will, sollte nur Organisationen sein Geld geben, die in der Spenderberatung des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen gelistet sind. Eine Art Gütesiegel, in das man vor dem Spenden nur den (angeblichen) Namen der Organisation eingeben muss.
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