Das Jahr 2018 hat seinen ersten handfesten Finanzskandal: Die P&R mit Sitz im Münchner Nobel-Vorort Grünwald hat bereits am Anfang März beim Münchner Amtsgericht Insolvenz angemeldet für einige der hier verwalteten GmbHs – und nun stellt sich die Frage, was aus den 3,5 Milliarden Euro wurde, die das Unternehmen bei über 50.000 Kapitalanlegern für Vermietung, Leasing und Verkauf von Seecontainern eingesammelt hat. Nachfolgend weitere Informationen zum Thema “ Insolvenz P&R „.
P&R ist insolvent
Das Münchner Amtsgericht hat nachfragenden Medien am Montagfrüh – 19. März 2018 – bestätigt, dass der führende Anbieter von Container-Investments für einige Geschäftsbereiche die Zahlungsunfähigkeit angezeigt hat. Michael Jaffè wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter für die P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-Gmbh und ebenso für die P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH eingesetzt. Für die P&R Container Leasing GmbH übernimmt Jaffès Kanzleikollege Philip Heinke das Amt des vorläufigen Insolvenzverwalters. Für die P&R Transport-Container GmbH, die für den Vertrieb zuständig ist, wurde noch kein Insolvenzantrag gestellt.
Aktenzeichen P&R Insolvenz
P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, HRB 71806 /Regelinsolvenzverfahren – Az.: 1542 IN 726/18, Amtsgericht München, Insolvenzverwalter RA Michael Jaffè
P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, HRB 152368 /Regelinsolvenzverfahren – Az.: 1542 IN 727/18, Amtsgericht München, Insolvenzverwalter RA Michael Jaffè
P&R Container Leasing GmbH, HRB 58248 /Regelinsolvenzverfahren – Az.: 1542 IN 728/18, Amtsgericht München, Insolvenzverwalter RA, Philipp Henke
Folgen für die Anleger
Im Rahmen der Insolvenzverwaltung obliegt den Insolvenzverwaltern die völlige Kontrolle des Geschäftsbetriebes mit dem Ziel, Möglichkeiten zur Fortsetzung des Geschäftsbetriebes zu erarbeiten und sich einen Überblick über die Finanzen des zahlungsunfähigen Unternehmens zu machen. Es kann davon ausgegangen werden, dass als erste Maßnahme zur Sicherung vorhandener Vermögenswerte das Kapital und die beweglichen Eigentumsgüter der Gesellschaften vor weiterem Zugriff gesichert werden. Folge ist leider: Ausstehende Mieten oder anstehende Rückkäufe werden vom Insolvenzverwalter vorerst nicht mehr finanziert. Geld wird frühestens ausgezahlt, wenn im Rahmen der Erstellung der Insolvenztabelle allen anspruchsberechtigten Schuldern der insolventen GmbHs nach einem festgelegten Quotensystem aus dem verbleibenden Restvermögen bedient werden können. Welche Quote sich dabei für Anleger ergibt kann erst gesagt werden, wenn vorrangig zu bedienende Schuldner (u.U. Banken) Geld erhalten haben. Auch die Kosten des Insolvenzverfahren oder Gehälter verringern die Insolvenzmasse.
Möglichkeiten der Anleger
verbraucherschutz.tv baut unter www.container-investment.de aktuell eine Interessengemeinschaft für Anleger von P&R auf. Hier geht es vorrangig um den Aufbau eines Informationsportals, das zeitnah wichtige Informationen zum Insolvenzfall P&R in einen kostenlosen und unverbindlichen Newsletter bringen wird. Das Portal wird juristisch beraten durch die Münchner Anlagerkanzlei CLLB.
Ansprüche gegen Vermittler
Im laufenden Verfahren sollten sich Ansprüche von Anlegern auf die unter Umständen schadensersatzpflichtigen Vermittler konzentrieren. Die verantwortlichen GmbHs setzen zwar ihre Arbeit unter der Regie der Insolvenzverwaltung weiter fort, zivilrechtliche Ansprüche sind aber nicht mehr gegen die Gesellschaft zu stellen, sondern allenfalls gegen unter Umständen aufgrund von Fehlverhalten persönlich haftende Gesellschafter oder sonstige Verantwortliche wie z.B. Buchprüfer. Hier gilt es insbesondere die Verantwortlichen für eventuell fehlerhafte Werbematerialien in die Prospekthaftung zu nehmen.
Für die Vermittlung eines kompetenten Anwaltskontaktes können Sie die kostenfreie Servicenummer 0800 000 1961 nutzen oder sich direkt unter info@verbraucherschutz.tv an unsere Redaktion wenden.
Stellungnahme des Insolvenzverwalters
Die P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, die P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie die P&R Container Leasing GmbH haben jeweils am 15. März 2018 beim Amtsgericht München Insolvenzantrag gestellt. Mit Beschluss vom 19. März 2018 bestellte das Amtsgericht München Rechtsanwalt Dr. jur. Michael Jaffé zum vorläufigen Insolvenzverwalter der P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie der P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH. Rechtsanwalt Dr. jur. Philip Heinke, ebenfalls von der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter, wurde ebenfalls am 19. März 2018 zum vorläufigen Insolvenzverwalter der P&R Container Leasing GmbH bestellt. Zuvor hatte das Amtsgericht München die vorläufigen Insolvenzverwalter bereits mit Beschluss vom 15. März 2018 zu Gutachtern bestellt. Die P&R Transport-Container GmbH sowie die weiteren Gesellschaften der P&R-Gruppe haben keinen Insolvenzantrag gestellt.
Die von der Insolvenz betroffenen Container-Verwaltungsgesellschaften haben in der Vergangenheit neue und gebrauchte Frachtcontainer zur privaten Anlage angeboten. Diese wurden nach den vorliegenden Informationen von Anlegern gekauft und für eine gewisse Anlagezeit (drei bzw. fünf Jahre) vermietet. Im Gegenzug erhielten die Anleger während der Laufzeit Mietzahlungen. Zudem wurde ihnen in Aussicht gestellt, dass die Container-Verwaltungsgesellschaften die Container am Ende der Vertragslaufzeit wieder zurückerwerben. Die gesamte Containerflotte wurde auf dem Weltmarkt an Leasinggesellschaften und die Transportindustrie vermietet. Als Marktführer in ihrem Segment betreuten die drei P&R Gesellschaften zuletzt rund 51.000 Anleger.
Die vorläufigen Insolvenzverwalter sind bereits seit ihrer Bestellung als Gutachter damit befasst, die wirtschaftliche Lage der Gesellschaften zu beurteilen und das Vorliegen der Voraussetzungen für eine Sanierung im Insolvenzverfahren zu prüfen.
Abschuss der Bestandsaufnahme muss abgewartet werden
Die vorläufige Insolvenzverwaltung hat mit Unterstützung eines Teams von Experten bereits mit der Bestandsaufnahme und Analyse der in den Gesellschaften vorhandenen Aktiva und Passiva begonnen. PricewaterhouseCoopers wurde damit beauftragt, das Zahlenwerk zu erfassen und aufzuarbeiten. Parallel dazu werden die rechtlichen Gegebenheiten, insbesondere auch die grenzüberschreitenden Liefer- und Leistungsbeziehungen zu den weiteren, nicht insolventen Gesellschaften der P&R Gruppe in Deutschland und in der Schweiz untersucht. Dabei soll auch ermittelt werden, wie viele Container an wen zu welchen Konditionen vermietet sind, und wann Zahlungen aus den Mietverträgen erwartet werden.
51.000 P&R-Anleger in Sorge
Nach Abschluss dieser Bestandaufnahme, die angesichts der Größe des Unternehmens, der großen Zahl an Containern und der rechtlichen Komplexität einige Zeit in Anspruch nehmen wird, kann darüber entschieden werden, welche Verwertungsmöglichkeiten im Interesse der Anleger und Gläubiger ein bestmögliches Ergebnis für die Anleger und Gläubiger der Verwaltungsgesellschaften erbringen.
Insolvenzverwaltung prüft alle Möglichkeiten
„Neben der Bestandsaufnahme hat für uns Priorität, die erheblichen Mittelzuflüsse aus der fortlaufenden Container-Vermietung für die Anleger und Gläubiger der insolventen Gesellschaften zu sichern. Aus diesem Grund soll auch der Betrieb der Gesellschaften weltweit fortgeführt werden, um Einnahmen zu erzielen. Wir haben Verständnis für die schwierige Lage der Anleger, bitten aber zugleich darum Ruhe zu bewahren. Eine eigene Verwertung der Container durch die Anleger macht wirtschaftlich keinen Sinn, schon weil mit den Containern langfristige Mieteinnahmen erzielt werden sollen. Unabhängig von der rechtlichen Bewertung, ist eine Einzelverwertung am Markt durch die Anleger auch faktisch gar nicht möglich. Auch können Container, die auf der ganzen Welt im Einsatz sind, schon aus tatsächlichen und aus Kostengründen von den Anlegern nicht einfach abgeholt werden. Jeder Versuch in diese Richtung würde erheblichen Schaden anrichten, der bis zum Totalverlust gehen kann, und damit den Interessen der Anleger zuwiderlaufen. Wir werden im Rahmen der Fortführung alles tun, was möglich ist, um solche Schäden zu vermeiden, das Vermögen zunächst zu sichern, und dann zu entscheiden, wie eine Verwertung erfolgt. Unser Ziel ist es, die berechtigen Ansprüche der Anleger nach den gesetzlichen Vorgaben bestmöglich zu befriedigen“, so die vorläufige Insolvenzverwaltung.
Verwertung wird aufwändig
Schon heute zeichnet sich ab, dass die Verwertung einer so hohen Zahl an Containern nicht von heute auf morgen möglich ist, sondern Zeit erfordert, um gute Ergebnisse erzielen zu können. Ein Notverkauf der Container – wenn ein solcher überhaupt möglich wäre – würde erhebliche Werte vernichten. „Wir brauchen nun in einem ersten Schritt Transparenz und werden auf dieser Grundlage in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitern ein Verwertungskonzept erarbeiten. Parallel werden wir die Krisenursachen aufarbeiten. In welcher Höhe Rückflüsse an die Anleger möglich sind, hängt auch von der Marktentwicklung in den nächsten Jahren ab und lässt sich heute noch nicht sagen.“, ergänzt der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé.
Anleger müssen geduld haben
Wegen der Vielzahl der betroffenen Anleger (rd. 51.000) können individuelle Anfragen zum Insolvenzverfahren weder von den betroffenen Gesellschaften noch von der vorläufigen Insolvenzverwaltung oder dem Insolvenzgericht beantwortet werden, wofür um Verständnis gebeten wird. Zur Information der Anleger wird in den nächsten Tagen eine Internetseite eingerichtet werden (www.frachtcontainer-inso.de), auf der sie sich informieren können und auf der Informationen zum aktuellen Stand der Insolvenzverfahren sowie Hinweise zum Verfahrensgang veröffentlicht werden.
Interessengemeinchaft P&R-Schaden
verbraucherschutz.tv moderiert eine Interessengemeinschaft zum Thema P&R und versorgt Opfer regelmäßig mit wertvollen Informationen zu Container-Investments. Mitglieder haben Anspruch auf eine juritische Erstberatung und erhalten ein unverbindliches Angebot zur Vertretung im Insolvenzverfahren.