Die Telekom hat eine Umfrage gestartet. danach bewegen sich Deutsche Internetuser nicht sicher im Netz. Einen Virenschutz haben zwar 93 Prozent und eine Firewall 81 Prozent der deutschen Internetnutzer installiert. Aber: Selbst die aus eigener Einschätzung kompetenten Nutzer verfügen nur zu 49 Prozent über eine Sicherheitssoftware mit Anti-Phishing-Programm, die vor dem Ausspähen von Passwörtern schützt.
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Nutzer, die sich selbst keine oder nur eine geringe Internetkompetenz zuschreiben, surfen sogar zu fast zwei Dritteln ohne ausreichenden Schutz. Zu diesem Ergebnis kommt die Umfrage „Wie sicher surft Deutschland?“ von TNS Infratest im Auftrag der Deutschen Telekom, die zum europäischen Datenschutztag am 28. Januar 2011 veröffentlicht wird. „Auch Anwender, die schon seit Jahren im Netz surfen, unterschätzen Gefahren, die durch E-Mail-Tricks und Betrug entstehen können“, sagt Claus-Dieter Ulmer, Datenschutzbeauftragter der Deutschen Telekom.
Weiteres Ergebnis der Umfrage: Was als privat und was als öffentlich relevant betrachtet wird, hat sich radikal gewandelt. Zu analogen Zeiten war es selbstverständlich, Name und Adresse im Telefonbuch zu veröffentlichen. Heute gelten diese Angaben als privat. Stattdessen werden in sozialen Netzwerken Angaben über Alter und Geschlecht, persönliche Vorlieben und den Beziehungsstatus häufig frei verbreitet.
Das Internet ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken: Knapp zwei Drittel der Befragten geben an, das Internet täglich zu nutzen. Nach eigener Einschätzung bewegen sich rund 64 Prozent kompetent im Netz. Doch auch in dieser Gruppe ist Sicherheit nicht immer umfassend: Neben fehlendem Schutz vor Phishing von Passwörtern über gefälschte E-Mails spielt nicht einmal jeder Zweite (49 Prozent) aktuelle Ergänzungen zum Browserschutz auf, die das ungewollte Ausführen von Programmen verhindern. Laut Bundeskriminalamt* verursachte Phishing 2010 einen Schaden von 17 Millionen Euro.
„Wer denkt, kostenlose Virenschutzprogramme und Firewalls schützen Computer, Laptop oder Smartphone ausreichend, irrt. Wer wirklich sicher sein will, setzt auf komplette Sicherheitspakete und spielt Sicherheitsupdates konsequent ein“, sagt Claus-Dieter Ulmer. Besonders mobile Surfer sind fahrlässig: Gerade einmal 25 Prozent haben einen Virenschutz auf ihrem Smartphone installiert, nur 18 Prozent eine Firewall. Hier besteht allerdings auch auf technischer Seite noch Nachholbedarf: Nicht für alle Betriebssysteme existieren Firewalls und Virenschutzsoftware. Komplette Sicherheitspakete werden gerade erst entwickelt.
Welche Folgen mangelnder Schutz haben kann, hat fast jeder Zweite unter den Befragten bereits erlebt: 48 Prozent, das entspricht hochgerechnet 23 Millionen deutschen Internetnutzern, haben bereits Erfahrung mit einem Virus, Trojaner oder Wurm gemacht. Fast jeder Zehnte ist schon einmal beim Online-Einkauf betrogen worden. Claus-Dieter Ulmer: „Weil das Internet so leicht und quasi überall verfügbar ist, vergisst mancher Nutzer, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und sich rückzuversichern. Hier müssen die Internetnutzer noch viel stärker sensibilisiert werden. Die Deutsche Telekom geht mit gutem Beispiel voran und informiert in Broschüren und im Netz.“
Befragt wurden 1604 Internetnutzer; die Befragung wurde online geführt und ist repräsentativ für die bundesdeutschen Internetnutzer.
Die komplette Umfrage finden Sie unter www.studie-life.de.
Gerne senden wir Ihnen auf Anfrage die Grafiken der Studie zu Ihrer Verwendung zu.
Zentrale Ergebnisse der Umfrage
Bedeutung/Nutzungshäufigkeit
Das Internet genießt im Alltag eine große Bedeutung: Knapp zwei Drittel der Befragten nutzen das Internet täglich.
Bequemer Zugriff führt zu „Always on“: Neun von zehn Onlinern, die per Smartphone unterwegs surfen, sind mehrmals täglich im Netz.
Sicherheitsbewusstsein und -maßnahmen
* Das Sicherheitsbewusstsein der Internetnutzer ist hoch, es existieren aber dennoch erhebliche Lücken.
* Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Nutzer geben an, sich kompetent im Internet zu bewegen. Die Kompetenz schlägt sich in angepasstem Verhalten nieder.
* Selbst unter den kompetenten Surfern hat nur knapp die Hälfte (49 Prozent) eine Sicherheitssoftware mit Anti-Phishing-Programm oder Browserschutz installiert, d. h. jeder Zweite surft ohne Sicherheitssoftware. Bei den Internetnutzern, die sich selbst keine oder nur eine geringe Internetkompetenz zuschreiben, surfen sogar zwei Drittel ohne Sicherheitssoftware.
* Dafür schützen neun von zehn Nutzern (93 Prozent) ihren PC oder Laptop mit einem Virenschutzprogramm. Acht von zehn nutzen eine Firewall (81 Prozent).
* Kompetente Surfer schützen sich besser: Sie verwenden tendenziell sicherere Passwörter und löschen eher Cookies oder den Verlauf des Browsers.
* Mobile Surfer verhalten sich besonders fahrlässig: Obwohl die Mehrheit (80 Prozent) weiß, dass es auch für Smartphones Virenschutz und Firewalls gibt, hat nur ein Bruchteil derartige Programme (Firewall: 18 Prozent, Virenschutz: 25 Prozent) bei sich installiert.
Negative Erfahrungen
* Zwei Drittel der Onliner haben schon einmal negative Erfahrungen gemacht, die in der Regel allerdings weniger gravierend waren (SPAM).
* Knapp jeder Zweite (48 Prozent – hochgerechnet entspricht das 23 Millionen deutschen Internetnutzern) hatte schon einmal einen Virus, Trojaner oder Wurm auf dem Rechner.
* Fast jeder zehnte Onliner (8 Prozent) ist schon einmal beim Online-Einkauf betrogen worden.
* 5 Prozent waren schon einmal Opfer einer Phishing-Attacke.
* 3 Prozent haben schon einmal durch Online-Betrug Geld verloren.
* Erst bei stark negativen Erfahrungen wie etwa einem Virus auf dem Computer reagieren die Surfer und ändern ihr Verhalten.
Online-Einkauf
* Online-Shopping ist unter den befragten Internet-Nutzern sehr beliebt: 80 Prozent der Onliner nutzen die Möglichkeit.
* Dabei wird die Vorsicht beim Einkauf oft vergessen: Nur jeder Zweite achtet darauf, ob die Seite SSL-verschlüsselt ist (54 Prozent), bei den Frauen sogar nur 43 Prozent.
Soziale Netzwerke
* Soziale Netzwerke sind vor allem bei jungen Surfern Standard. 79 Prozent der unter 30-jährigen Onliner sind in sozialen Netzwerken angemeldet; knapp die Hälfte aller „Social Networker“ ist unter 30.
* Die Vorstellung von Privatsphäre hat sich stark gewandelt: Wurden früher Adresse und Telefonnummer im Telefonbuch veröffentlicht, gibt die Mehrzahl der Mitglieder sozialer Netzwerke dies nicht mehr an.
* Dafür geben zwei von drei „Social Networkern“ ihren Beziehungsstatus, persönliche Vorlieben, Alter und Geschlecht an.
* Fast jeder sechste Nutzer sozialer Netzwerke (15 Prozent) findet es auch in Ordnung, wenn Firmen Persönlichkeitsprofile von Bürgern erstellen.