Brieffreundschaft mit einem Abzocker

Heute habe ich – einige Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin – „Brieffreundschaft mit einem Abzocker“ von Andreas Sterntal lesen dĂŒrfen (Dank an den EWK-Werlag). Andreas Sterntal ist das Pseudonym des mir aus der Anti-Abzock-Szene seit Jahren gut bekannten Ghostwriters. Seine Erfahrungen sind authentisch, nahezu autobiografisch. Alle vorkommenden Namen und Internetseiten bestimmt nur zufĂ€llig Ă€hnlich mit real existierenden AnwĂ€lten, Abzock-FĂŒrsten und WEB-Projekten.

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Andreas Sterntal erzĂ€hlt die Geschichte eines Helden, der die Opferrolle erst gar nicht antritt und die Forderungen eines Abofallenbetreiber (sims-dich-dumm.de) nicht nur frech nicht erfĂŒllt, sondern sich auch aktiv in den Kampf einschaltet, teilweise sogar zum Strippenzieher wird, persönlicher Gefahr und jedem Risiko trotzend. Gut – so richtig gefĂ€hrlich ist das nicht, aber schon mĂŒhsam, stressig, belastend und immer den eigenen Alltag bestimmend.

Wissend, dass das normale Opfer nicht so ein Held ist wird das Buch nicht zur Selbstbau-Anleitung zum Widerstand gegen den Abzockwahn, sondern zur lesenswerten Lebenswegbeschreibung eines Mutigen, der sich nicht nur die Abzocke nicht gefallen lÀsst, sondern selbst auch noch etwas unternimmt.

Seinem Gegenspieler verwehrt der Autor jegliche Form von Charisma, denn das wĂ€re zu viel der Ehre. Dirk Katzenschwanz ist ein kleines Licht, auch wenn er Porsche Cabriolet fĂ€hrt. Er ist nicht viel mehr als ein willfĂ€hriger Gefolgsmann einer großen und immer noch im Diffusen agierenden Organisation. Deren totalitĂ€rer FĂŒhrungsstil degradiert die einzelnen Protagonisten zu kleinen Deppen, die fĂŒr ein paar Euro ihr letztes FĂŒnkchen Ehre opfern.

Auch ist der Gegenspieler auf der „Guten Seite“ alles andere als ein Leinwandheld. Seine Aktionen sind nicht spektakulĂ€r, eigentlich zeichnet er sich statt durch Kampfesmut eher durch HartnĂ€ckigkeit und die FĂ€higkeit zur logischen Schlussfolgerung aus – selbst dann, wenn alle Logik nicht mehr zu funktionieren scheint.

Was das Buch auszeichnet ist, dass Sterntal den Wahnsinn der Abzocke im Winter 2010/11 auf dem Höhepunkt der Entwicklung in AnsĂ€tzen analysierbar macht und damit einen wertvollen Beitrag leistet zum VerstĂ€ndnis einer Sache, die einen ansonsten nur unglĂ€ubig den Kopf schĂŒtteln lĂ€sst. Kein Opfer, das dieses System durchblickt, wird die Rechnung bezahlen. Zu offensichtlich ist es, dass es der Nutzlosbranche nur darum geht, die Schwachen und nicht Nachfragenden abzuzocken. Wer aufmupft – wie Sterntal – wird so lange ignoriert, wie es möglich ist. Wer nicht zahlt muss keinen Prozess erwarten. Ein Prozess wĂ€re ebenso wie ein aktives und medienwirksames Vorgehen gegen Kritiker wie Sterntal sehr schlecht fĂŒr die Manövrierbarkeit und Beeinflussbarkeit der großen zahlenden Masse – und nur um die geht’s im Abzock-GeschĂ€ft.

Sterntal bezieht Gerichte, Behörden und Strafverfolger kaum ein in seine Szenarien – lange waren sie zahnlose Begleiter einer Entwicklung, die erst mit Initiierung der Frankfurter Schwerpunktstaatsanwaltschaft seit Januar 2011 auf UnterstĂŒtzung durch Staat und Gesellschaft hoffen darf.

Klar und deutlich zeigt er die Achillesfersen der Abzocker auf: Deren Wunsch nach eigener AnonymitĂ€t und die banale Notwendigkeit einer funktionierenden Bankverbindung. Diese Schwachpunkte geht er konsequent an. Etwas ĂŒberbewertet wird meiner Meinung nach die Bedeutung der „KĂ€mpfer“ aus der Blogger-Szene. Die haben dem System das ein oder andere GeschĂ€ft versaut, letzendlich verhindern konnten sie aber nicht, dass Katzenschwanz und Konsorten Millionen Euro verdienten. Peanuts – wĂŒrde ich sagen..

Viele unglaubliche Antworten die Sterntal auf ebenso unsinnige Fragen findet sind PuzzlestĂŒcke, die das Gesamtbild „Abzocke in Deutschland“ nachvollziehbar machen. Sterntal dokumentiert den erfolgreichen Kampf gegen die WindmĂŒhlen – leider etwas zu spĂ€t, denn auch ohne seine EnthĂŒllungen wird der Nutzlosbranche langsam die Luft knapp.

Wer das Buch bestellen möchte kann dies per Mail an verbraucherschutz.tv tun. Ich leite das dann an den Verlag weiter. Preis: 16,90 Euro, 205 Seiten.
Oder direkt hier bestellen

Udo Schmallenberg Schmallenberg Schmallenberg

2 comments
  1. Doctor Hans See in seinem Vorwort so ausgedruckt .Um sich der Betrugereien dieser Nutzlosbranche wie sie von Ihren Kritikern genannt wird erfolgreich erwehren zu konnen ware eine klare Rechtslage erforderlich und zu dieser ein klarer politischer Wille..Beides aber gibt es nicht in unserer kapitalistischen Demokratie. Tja meine Herren ganz so einfach ist das mit dem dann wohl doch nicht!.Diskussionen zum Thema .Nachtrag vom 08.02.2011 .Diesen Artikel weiterempfehlen ..

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