Ökotest informiert: Ökologisch erzeugter Strom boomt. Doch selbst sehr gute Tarife, die hohen ökologischen Zusatznutzen bieten, sind nicht immer astrein. Sie stammen allzu oft von Unternehmen, die gleichzeitig Atom- und Kohlestrom auf den Markt bringen.
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Jeder Achte der rund 40 Millionen deutschen Haushalte wurde 2012 mit Öko-Strom beliefert. Im Vergleich zum Jahr davor ist das ein Plus von 25 Prozent, stellt die Fachzeitschrift Energie & Management in einer Umfrage fest. Das ist ein toller Erfolg. Wer sich für den Wechsel interessiert, ist allerdings mit einer Vielzahl von Angeboten konfrontiert. Denn die Zahl der Anbieter ist enorm gestiegen. Nahezu jeder Stromversorger, ob Großkonzern, Stadtwerk oder unabhängiger Stromhändler, hat mindestens einen Tarif im Angebot, der dem Kunden einen atomstromfreien und klimaneutralen Strombezug verspricht. Im Durchschnitt kann jeder Kunde unter 106 Öko-Tarifen wählen, hat das Vergleichsportal Toptarif ermittelt, die meisten Anbieter sind allerdings nur regional begrenzt tätig. Ohne die Hilfe des Computers und der zahlreichen Rechercheure bei Vergleichsportalen wie Toptarif oder Verivox wäre die Menge der Angebote unüberschaubar.
Nimmt man es genau, suggeriert das Wechselversprechen zum Öko-Anbieter ein falsches Bild. Denn Strom macht keine Umwege, wenn er vom Erzeuger zum Verbraucher fließt. Das hat schon 1845 der deutsche Physiker Gustav Robert Kirchhoff bewiesen. Der Strom für Haus und Fabrik kommt in jedem Fall aus dem nächstgelegenen Kraftwerk. Deshalb wird der Strommarkt häufig als See beschrieben, in den die Kraftwerke einspeisen und aus dem die Verbraucher ihren Strom beziehen. Je mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern eingespeist wird, umso grüner wird der allgemeine Strommix.
Dieser See erstreckt sich nicht allein über Deutschland, sondern bezieht unsere Nachbarländer, aber auch zum Beispiel Schweden und Norwegen ein. Denn trotz des Zubaus Hunderttausender Photovoltaikanlagen, Windräder und Bio-Gaskraftwerke in Deutschland kommt immer noch der überwiegende Teil des Öko-Stroms aus dem Ausland, vor allem aus Wasserkraftwerken. Womit eine zweite Illusion zerplatzt ist, wonach Öko-Strom gleichzeitig auch regionaler Strom ist. Denn ohne die Kapazitäten im Ausland wäre die deutsche Nachfrage gar nicht zu decken. Der Pferdefuß: Im Gegenzug fließen aus Deutschland billiger Kohle- oder Atomstrom ins Ausland, aber auch hier wirbelt der Öko-Strom die Verhältnisse mächtig durcheinander.