Altbelag raus, neuer Boden rein: Schritt für Schritt Anleitung zur professionellen Boden Renovierung

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Wer schon mal versucht hat, verklebten PVC-Boden aus den 80ern zu entfernen, weiß: Das ist kein Projekt für einen Samstagnachmittag. Nach drei Stunden Arbeit liegen vielleicht zwei Quadratmeter frei, der Kleber klebt überall außer dort, wo er hinsoll, und der Rücken meldet sich mit Nachdruck. Trotzdem lässt sich mit der richtigen Technik und realistischer Zeitplanung eine Menge Geld sparen – zwischen 800 und 1.500 Euro für ein durchschnittliches Zimmer.

 

Was folgt, sind keine Werbeprospekt-Versprechungen, sondern eine ehrliche Anleitung mit den Problemen, die tatsächlich auftauchen. Inklusive der Stolpersteine, über die in Youtube-Tutorials gerne geschwiegen wird.

 

Was liegt da überhaupt – und kommt es runter?

 

Bevor auch nur ein Werkzeug gekauft wird, muss geklärt sein, womit man es zu tun hat. In einer unauffälligen Ecke – hinter der Tür oder unter der Heizung – mit einem Cuttermesser ein kleines Quadrat von etwa 3×3 Zentimetern ausschneiden und hochheben. Bei schwimmend verlegtem Laminat oder Klick-Vinyl klappt das problemlos, die Paneele sind nur ineinandergesteckt. Verklebte Beläge hingegen bleiben kleben, und hier fängt die eigentliche Arbeit an.

 

Jetzt wird es wichtig: Bei Belägen, die vor 1993 verlegt wurden, kann Asbest im Spiel sein. Das betrifft besonders Cushion-Vinyl mit einer schaumigen Trägerschicht und bestimmte Fliesenkleber. Asbest ist ungefährlich, solange es liegt. Sobald aber geschliffen, gebrochen oder gerissen wird, werden Fasern frei. Eine Materialprobe kostet im Labor etwa 40-60 Euro und bringt nach 3-5 Werktagen Gewissheit. Bei positivem Befund: Hände weg, Fachfirma beauftragen. Die Gesundheit ist mehr wert als die Ersparnis. In manchen Regionen gibt es spezialisierte Betriebe, die auch bei kniffligen Altbelägen weiterhelfen – etwa Anbieter für Bodenbeläge und Parkett in Miesbach oder anderen Gegenden, die sich mit solchen Fällen auskennen.

 

Die zweite Prüfung betrifft den Untergrund. Mit einer zwei Meter langen Wasserwaage oder einer geraden Holzlatte über den Boden fahren. Unebenheiten über 3 Millimeter auf zwei Metern Länge bedeuten Ärger. Der neue Belag wird dort Probleme machen – Laminat knarrt, Vinyl wellt sich, Fliesen brechen. 

Das Werkzeug macht den Unterschied

 

Ein Bodenstripper mit 150 Zentimeter Stiellänge kostet zwischen 35 und 65 Euro und ist die beste Investition für dieses Projekt. Das Ding sieht aus wie ein überdimensionaler Spachtel mit langem Griff und rettet den Rücken. Wer stundenlang gebückt mit einem normalen Spachtel arbeitet, bereut das spätestens am zweiten Tag. Dazu kommen mindestens drei breite Spachtel in verschiedenen Breiten – 8, 12 und 15 Zentimeter. Kosten etwa 20 Euro zusammen, und alle werden stumpf werden.

 

Ein Bauheißluftfön ist bei verklebten Belägen unverzichtbar. Nicht der Fön aus dem Bad, sondern ein richtiger mit 2.000 Watt und stufenloser Temperaturregelung. Vernünftige Geräte kosten 45-70 Euro. Die billigen für 19,99 Euro halten meist keine zwei Stunden durch. Der Fön erhitzt den Kleber, macht ihn weich, dann kann man den Belag mit dem Spachtel abhebeln. Funktioniert aber nur sofort – nach 10 Sekunden ist der Kleber wieder fest. Also: Erhitzen, abziehen, nächster Abschnitt. Rhythmus finden, nicht hetzen lassen.

 

Schwimmende Beläge: Der einfache Fall

 

Laminat oder Klick-Vinyl, das schwimmend verlegt ist, stellt die geringste Herausforderung dar. Fußleisten abschrauben und beschriften – welche Leiste an welche Wand kommt. Klingt banal, aber beim Wiederanbringen rächt sich Schlamperei. Die erste Paneelreihe an der Wand mit einem flachen Stemmeisen vorsichtig aushebeln. Achtung bei den Klick-Verbindungen: Die müssen in einem bestimmten Winkel gelöst werden, sonst brechen die Federn ab. Bei Laminat etwa 20-30 Grad anheben und dann nach hinten ziehen. Bei Klick-Vinyl funktioniert es ähnlich, das Material ist aber flexibler.

 

Zeitaufwand für 20 Quadratmeter: etwa 2-3 Stunden, wenn man vorsichtig arbeitet. Die Paneele können oft weiterverwendet werden – entweder im Keller, in der Garage oder auf Kleinanzeigen verkaufen. Gut erhaltenes Marken-Laminat bringt noch 3-5 Euro pro Quadratmeter. Trittschalldämmung landet meist im Müll, außer sie ist noch völlig intakt. Gesamtgewicht des Abfalls: bei 20 Quadratmetern etwa 80-120 Kilogramm. Passt in einen Kleinwagen, zwei Fahrten zum Wertstoffhof reichen.

 

Verklebter Teppich: Der Geduldsprobe

 

Jetzt wird es ernst. Vollflächig verklebter Teppich ist die Königsdisziplin der Bodenentfernung. Mit dem Cuttermesser Streifen von 30-40 Zentimetern Breite schneiden. Das Messer muss dabei durch den Teppich, aber nicht in den Estrich. Klingt einfach, braucht aber Übung. Zu flach angesetzt, schneidet man nur die Fasern. Zu tief, und man rammt das Messer in den Beton. Klingen werden schnell stumpf – bei 20 Quadratmetern gehen locker 10-15 Klingen drauf.

 

Mit dem Bodenstripper unter den Streifen ansetzen und ziehen. Der Teppich löst sich – im besten Fall. Im schlechteren Fall reißt er, und man hat statt eines Streifens zehn kleine Fetzen. Der Kleber bleibt zu 80 Prozent am Estrich haften. Manche Dispersionskleber aus den 90ern lösen sich erstaunlich leicht, andere Bitumen-Kleber aus den 70ern kleben, als wären sie gestern aufgetragen worden. Zeitaufwand realistisch: 6-10 Stunden für 20 Quadratmeter, verteilt über ein ganzes Wochenende. Am Sonntagabend ist man körperlich fertig.

 

Ein Trick, der hilft: Den Raum auf 25-28 Grad heizen, am besten schon am Vortag. Warmer Kleber ist weicher als kalter. Macht keinen Riesenunterschied, aber nach Stunde fünf ist man für jeden Zentimeter Vorsprung dankbar.

 

PVC und Vinyl: Hitze ist der Schlüssel

 

Verklebtes PVC verhält sich je nach Alter unterschiedlich. Modernes Vinyl löst sich mit Hitze oft gut. Den Heißluftfön auf etwa 300 Grad einstellen – nicht heißer, sonst schmilzt das Material nur und klebt noch mehr. In etwa 30 Zentimeter Abstand über den Belag führen, langsam, etwa 5 Sekunden pro Stelle. Dann sofort mit dem Spachtel drunter, anheben und ziehen. Der Belag sollte sich in handtellergroßen Stücken lösen.

 

Problem: Das geht nur in frischem Zustand. Nach 15-20 Sekunden ist der Kleber wieder fest. Also in kleinen Bereichen arbeiten, nicht den halben Raum vorheizen. Der Rhythmus ist: Erhitzen, abziehen, nächste Stelle. Nach zwei Stunden hat man den Dreh raus, die ersten 30 Minuten sind frustrierend.

 

Altes PVC aus den 80ern ist manchmal spröde geworden und bricht beim Ziehen. Dann bleibt nur, es in kleineren Stücken zu entfernen. Dauert doppelt so lang. Oder man greift zu chemischen Klebstoffentfernern, aber dazu gleich mehr. Zeitaufwand für 20 Quadratmeter: 4-7 Stunden, stark abhängig vom Zustand.

 

Kleberreste: Die wahre Arbeit beginnt

 

Der Belag ist runter, aber der Estrich sieht aus wie ein abstraktes Kunstwerk aus Kleberesten. Jetzt entscheidet sich, ob der neue Boden später hält oder nach einem Jahr Probleme macht. Bei Dispersionskleber – meist weißlich oder gelblich – hilft warmes Wasser mit kräftigem Spülmittel. Den Boden mit einem Schrubber einweichen, 15 Minuten warten, dann mit dem Spachtel oder einer steifen Bürste bearbeiten.

 

Bitumen-Kleber oder lösemittelhaltige Kleber sind härter im Nehmen. Hier helfen chemische Klebstoffentferner. Die kosten 18-28 Euro pro Liter, und bei 20 Quadratmetern gehen schnell 2-3 Liter drauf. Das Mittel auftragen – Herstellerangaben sind keine Dekoration, sondern wichtig.

 

Bei hartnäckigen Resten bleibt nur Schleifen. Einen Betonschleifer gibt es im Baumarkt für 60-90 Euro pro Tag zur Miete. Das Gerät wiegt etwa 35-40 Kilogramm, lässt sich aber schieben. Der Staub ist enorm – ein Industriestaubsauger mit mindestens 1.600 Watt sollte parallel laufen. 

 

Untergrund vorbereiten: Keine Kompromisse

 

Der Altbelag ist weg, der Kleber auch. Jetzt zeigt sich die Wahrheit. Mit der Wasserwaage noch einmal über den gesamten Boden. Unebenheiten über 2-3 Millimeter müssen weg. Für kleine Dellen bis 5 Millimeter Tiefe reicht Spachtelmasse – etwa 4-6 Euro pro Kilogramm, ein Kilogramm deckt bei 3 Millimeter Dicke etwa einen halben Quadratmeter.

 

Bei größeren Flächen kommt Ausgleichsmasse zum Einsatz. Die wird angerührt – ein 25-Kilo-Sack kostet 9-14 Euro und reicht für etwa 5-7 Quadratmeter bei 3 Millimeter Schichtdicke. Die Masse wird angemischt, ausgegossen und verteilt sich selbst. Klingt einfach, hat aber Tücken. 

 

Trockenzeit: Mindestens 24 Stunden, bis die Fläche begehbar ist. Wirklich belastbar erst nach 3-5 Tagen, je nach Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Wer hier zu früh den neuen Belag verlegt, zerstört die Ausgleichsschicht. Geduld zahlt sich aus.

 

Die Restfeuchte des Estrichs ist kritisch. Ein CM-Gerät zur Feuchtemessung kostet etwa 15 Euro Leihgebühr pro Tag. Zementestrich sollte unter 2 Prozent Restfeuchte haben, Calciumsulfat-Estrich unter 0,5 Prozent. 

 

Was es wirklich kostet

 

Ein Bodenleger verlangt für Altbelag-Entfernung bei verklebtem Teppich etwa 10-18 Euro pro Quadratmeter, für PVC ähnlich. Dazu kommen 4-8 Euro pro Quadratmeter für Untergrundvorbereitung und 100-250 Euro Entsorgungspauschale. Bei 20 Quadratmetern sind das schon 400-700 Euro, bevor überhaupt neuer Belag verlegt wird. In Eigenregie fallen etwa 150-250 Euro für Werkzeug an – wenn man noch nichts hat. Dazu 50-100 Euro für Verbrauchsmaterial und Entsorgung. Ersparnis: 200-400 Euro. Zeitaufwand: Zwei bis drei volle Wochenenden.

 

Ist das die Mühe wert? Kommt drauf an. Wer handwerklich geschickt ist, spart ordentlich Geld. Wer zwei linke Hände hat, zahlt am Ende möglicherweise drauf, weil der Profi nachbessern muss. Bei größeren Renovierungen, die ohnehin in Richtung energetische Sanierung gehen, lohnt sich ein Blick auf Fördermöglichkeiten für Bestandsimmobilien – besonders wenn ohnehin eine Fußbodenheizung eingebaut wird. Dann können Teile der Kosten gefördert werden. Generell gibt es zu Immobilien und Renovierung einige Aspekte, die man im Vorfeld prüfen sollte, um böse Überraschungen zu vermeiden.

 

Wann Profis ran müssen

 

Bei Asbest-Verdacht endet die Eigenleistung sofort. Gesundheit geht vor Geld. Bei Flächen über 40 Quadratmetern wird es auch für geübte Heimwerker zur Tortur. Die Zeitersparnis durch Profis rechtfertigt dann die Kosten. Und wenn der Estrich Risse hat oder Feuchtigkeitsschäden zeigt, sollte ein Fachmann draufschauen. Manchmal ist ein neuer Estrich die bessere Lösung als tagelang zu spachteln und auszugleichen.

 

Am Ende steht ein ebener Untergrund, bereit für den neuen Belag. Und die Gewissheit, dass man es selbst geschafft hat – inklusive Blasen an den Händen, Muskelkater und dem Gefühl, etwas Greifbares geleistet zu haben.

Bildquelle: Foto von Counselling

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