Aussteigerprogramm für Abzocker

Die Bundesregierung erwägt, für Abzocker ein ähnliches Aussteigerprogramm aufzulegen, wie es aktuell schon von aussteigewilligen Rechtsradikalen genutzt werden kann. Das zuständige Ministerium erhofft sich dadurch, Keile in die mafiösen Strukturen der Szene treiben zu können. Ziel des Programms soll die komplette Reintegration von Abzockern in die Gesellschaft und die Reanimation unterdrückter Werte wie Moral sein – mit physischen und metaphysischen Mitteln. Praktisch soll Abzockern dabei geholfen werden, bestehende Vermögenswerte wenigstens bis zum Grunderhalt straffrei zu sichern, um der drohenden Arbeitslosigkeit die Dramatik zu nehmen. Ein Ministeriumssprecher: „Hier liegt ja das Problem: Diese Leute können ja wirklich gar nichts außer andere Leute betrügen und wenn sie nach dem Ausstieg anderen auf der Tasche liegen ist keinem geholfen. Diese reale Unintegrierbarkeit müssen wir überbrücken…“

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Ansprechpartner für das Programm gibt es nicht, denn zur Kontaktaufnahme bedarf es der eigenen Problemerkenntnis. Der Sprecher: „Die sehen ja gar keine Therapienotwendigkeit, denen geht’s ja dazu viel zu gut in ihrer Traumwelt. Dass tief im Innern schon ein Vulkan brodelt, das halten Abzocker für eine stressbedingte Überreaktion des Magenpförtners. Wir müssen auf die Leute zugehen, das ist Teil des Programms“. Finanzielle Hilfen sind aber dann beileibe nicht alles. Therapien sollen helfen, den Betroffenen eine völlig neue Lebenswelt zu eröffnen: „Wir werden Aussteiger z.B. in Maßnahmen einbinden, um Frösche auf dem Weg zu ihren Laichgebieten aufzusammeln!“

Dies scheint doppelt sinnvoll: Zum einen entspricht es dem Naturell von Abzockern, zum anderen gibt es einen positiven Aspekt für die Umwelt. Der Experte nennt diesen Ansatz „Reframing“. Man nimmt das, was der Abzocker kann und setzt es in einen positiv besetzten Rahmen. Auch der Besuch von Jura-Vorlesungen ist angedacht. „Oft haben diese Menschen ein tief gestörtes Verhältnis zu Recht und Gesetz und ein völlig falsches Verständnis vom Berufsbild Rechtsanwalt!“ Das müsse man gerade rücken.

Kernthema wird aber die „Nach innen gerichtete Entwertung von Kapital“ – die so genannte persönliche Inflation – sein. Gleich zu Beginn muss als Aufnahmeprüfung ein Geldschein verbrannt werden. Der Minister wörtlich: „Diesen Leuten ist Geld einfach zu wichtig! Nach dem Wiedereinstieg werden sie in der Lage sein, Geld selbst zu verdienen, verantwortungsbewusst zu verwalten und auch ohne Reue wieder her zu geben!“ Dabei wird auch mit grenzwertiger Schocktherapie gearbeitet. So muss z.B. ein gefundener 10-Euro-Schein dem Verlierer persönlich zurück gegeben werden – inklusive Augenkontakt. Und der ist wichtig: Tests haben ergeben, dass Abzocker selbst nackerten Playmates nur auf den Zehner in der Hand schauen. Das entsexualisiert und führt letzte Endes zur kompletten Entmannung.

Für den Abzocker selbst soll es sich aber auch lohnen dürfen: Kraftfahrzeuge ab einem Zeitwert von mehr als 50.000 Euro werden für Programmteilnehmer unpfändbar gemacht und sind Teil des Warenkorbes. Hier spielt man auch mit der Identität der Patienten: „Wir wollen ihnen nicht das Wichtigste nehmen. Ausstieg soll sich lohnen und nicht als Strafe empfunden werden!“ Der härteste Brocken wird aber die Rückführung zu neuer Selbständigkeit sein. Noch einmal der Minister: „Diese Leute haben nie gelernt zu arbeiten, die können ‚fremdes Geld‘ nicht mal buchstabieren, weil sie meinen alles gehört ihnen!“ Mit Hilfe von Yoga werden Allmachtsphantasien autogen abtrainiert. Traumspaziergänge führen die Propanden in ein Leben ohne Reichtum, dafür aber mit saftigen Wiesen und bunten Blumen.

Im zwischenmenschlichen Bereich werden Flirtexperten vermitteln, dass man Frauen nicht nur kaufen, sondern auch ohne Geld für sich einnehmen kann. Abschließend der Minister: „Für viele werden das unknackbare Nüsse sein, aber wir dürfen diese Leute nicht kampflos abschreiben…!“ Die Finanzierung des Programms scheint unproblematisch: „Abzocker haben in den letzten 5 Jahren rund 30 Millionen Euro ordentlich versteuert. Ein solches Programm kann man allein aus dem Kapitalertrag der angesammelten Mehrwertsteuer bestreiten!“

Als Märchen bezeichnet man auf Anfrage im Finanzministerium die Vermutung, ab 2014 könne eine geplante Abzocksteuer zur Finanzierung von Maßnahmen wie wie diesen heran gezogen werden. Damit sollte nach Meinung von Experten Abzocke ein wirklicher Riegel vorgeschoben werden können: „Diese Steuer müsste fällig werden immer dann, wenn für eine Forderung keine Leistung erbracht wird. Bemessungsgrundlage wären 100 % des angegebenen Waren- oder Dienstleistungswertes!“ Befürworter meinen: „Dadurch wäre Abzocke zumindest offiziell nicht mehr lohnend!“ Vielleicht brächte das den ein oder anderen wieder auf den rechten Weg?

Insbesondere die menschenscheue Fraktion der Abzockerszene sieht in der erzwungenen Integration in die Gesellschaft ein großes Problem, schließlich hat man für die bisherige Entsozialisierung (das so genannte Stacheldrahtsyndrom) ein Vermögen ausgegeben. Die Macher des Programms werten solche Einwände allerdings pragmatisch: „Knast oder Programm – es gibt keinen anderen Weg aus dem Dilemma, denn die Uhr ist abgelaufen!“

Menschenrechtler wie der Vorsitzende der NFIK (Neuanfang für Internetkriminelle) fordern „Gebt uns nicht kampflos auf!“

5 comments
  1. Weia, da heult ein Abzockerlein auf seinem Blog herum, dass die Frau und der Verteidiger zu Sargnägeln für Olaf Tank mutieren. Ich glaube, der hat ein Riesenproblem, dass Olaf Tank zuviel über ihn rauslassen könnte und schreit um Hilfe:

    „Bitte bitte, lieber Olaf, bring endlich Deine Alte zum Schweigen und schmeiß Deinen Rechtsanwalt raus, bevor beide Dich in die Situation bringen, mehr zuzugeben, als mir lieb ist, Alter Du gefährdest unser aller Luxusärschlein.“

  2. Schöne Satire das!

    Zitat: „Auch der Besuch von Jura-Vorlesungen ist angedacht. “Oft haben diese Menschen ein tief gestörtes Verhältnis zu Recht und Gesetz und ein völlig falsches Verständnis vom Berufsbild Rechtsanwalt!”

    Nun ja, warum sollen die nochmal Jura-Vorlesungen besuchen? Entweder finden wir bei den Abzockern Volljuristen in Form von Anwälten, oder Halbjuristen in Form von Jurastudium-Abbrechern.

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