Deutsche LKW – insbesondere von Mercedes – genießen weltweit Kultstatus und erreichen mit aktuellen Abgasreinigungsanlagen Werte, von denen PKW „Made in Germany“ noch weit entfernt sind. Umsomehr überrascht, dass Mercedes quasi in Form einer Selbstanzeige das Kraftfahrtbundesamt auf Manipulationen an Actros-Motoren hingewiesen hat. Das Kapitel Abgasskandal Mercedes-LKW ist in der Debatte angekommen.
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Der Verkauf der betroffenen Lastwagen wurde nach Medienberichten gestoppt. Die Actros-Modellreihe mit 6-Zylinder-Dieselmotoren des Typs OM501 ist außerhalb Europas immer noch Teil der Mercedes Nutzfahrzeug-Palette. „Unter bestimmten Bedingungen wird die Abgasnachbehandlung abschaltet“, berichtete die „Bild am Sonntag“.
Rechtsanwalt Dr. Gerrit Hartung hat als juristischer Begleiter zahlreicher Beweisaufnahmen zu offiziell nicht betroffenen PKW-Motoren tiefen Einblick in den Daimler-Abgasskandal: „Die Actros-Reihe bestimmt in Deutschland das Straßenbild und Mercedes-LKW stehen für die logistische Leistungsfähigkeit des Landes, quantitativ und qualitativ. Sollte sich der Verdacht gegen de OM501-Motor erhärten, dann muss es staatsanwaltliche Ermittlungen geben – von zahlosen Klagen betroffener Unternehmen ganz abgesehen!“
Zu erwähnen ist übrigens, dass das Bundesverkehrsministerium bestimmten Actros-Modellreihen aufgrund der vorbildlichen Abgasbehandlungen Maut-Ermäßigungen gewährt. Dr. Hartung: „Bei Laufleistungen von einer Million Kilometer und mehr ist das schon ein markanter Subventionsbetrug!“
Der durch Abgasmanipulationen entstehende Schaden ist bei LKW nach Meinung des Dieselskandal-Experten im Einzelfall deutlich höher als bei betroffenen PKW. Das liegt an extrem hohen Kaufpreisen, hohen Kosten für Diesel und Adblue sowie an zu erwartenden Kilometer-Laufleistungen von weit jenseits einer Million Kilometer.
Mit dem aktuell vor der Aufklärung stehenden OM501-Fall kommt der Dieselskandal nach drei Jahren auch im Nutzfahrzeugbereich an. Wenn unter „bestimmten Voraussetzungen“ die Temperaturentwicklung gemeint ist, dann hat Mercedes auch beim Actros mit dem „thermischen Fenster“ gearbeitet. Dadurch soll es zu minimalen Grenzwertabweichungen beim NoX-Wert kommen. Was „minimal“ bei einem Motor mit 14 Litern Hubraum bedeutet ist dabei noch ungeklärt.
Dr. Gerrit Hartung ist Kooperationsanwalt der IG Dieselskandal und Ansprechpartner für das Thema “ Abgasskandal Mercedes-LKW“ . Unter „Anmeldungen zur IG Dieselskandal“ können sich ab sofort auch betroffene Eigentümer von Nutzfahrzeugen anmelden.
Dr. Hartung: „Die Emissionen von Nutzfahrzeugen sind maßgeblich für die Stickoxid-Konzentrationen in belasteten deutschen Innenstädten verantwortlich.“
Übrigens: Daimler hatte schon 2003 seinen ersten Abgasskandal – und kam damals recht ungeschoren davon. Hier mehr dazu lesen