Unfallschaden am Auto? Diese Rechte haben Sie gegenüber der Versicherung!

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Freie Werkstattwahl: Ihr gesetzlich verankertes Recht

 

Nach einem unverschuldeten Verkehrsunfall haben Sie als Geschädigter das Recht, Ihr Fahrzeug in einer Werkstatt Ihrer Wahl reparieren zu lassen. Die gegnerische Versicherung darf Sie nicht zu einer bestimmten Partnerwerkstatt drängen oder Ihnen die Kostenübernahme verweigern, nur weil Sie sich für eine andere Werkstatt entschieden haben.

 

Viele Versicherer versuchen dennoch, Unfallgeschädigte zu ihren Vertragspartnern zu lotsen. Sie argumentieren mit angeblich günstigeren Konditionen oder schnellerer Abwicklung. Dahinter steckt jedoch oft das Ziel, die eigenen Kosten zu minimieren. Als Geschädigter haben Sie das Recht auf vollständige Wiederherstellung Ihres Fahrzeugs  und zwar bei dem Betrieb, dem Sie vertrauen.

 

Die Rechtsprechung stärkt Ihre Position: Sie dürfen grundsätzlich jede Fachwerkstatt beauftragen, die eine ordnungsgemäße Unfallinstandsetzung gewährleistet. Nur bei offensichtlich überhöhten Reparaturkosten kann die Versicherung Einwände erheben.

 

Sie können eine Reparatur zudem auf Gutachtenbasis abrechnen lassen. In diesem Fall wird nach den kalkulierten Positionen reguliert, auch wenn Sie noch keinen Werkstatttermin wahrnehmen. Dazu zählen üblicherweise Posten wie Verbringung, Lackmaterial und herstellerspezifische Aufschläge, sofern sie regional üblich sind. Klären Sie mit dem Betrieb, dass nach Herstellervorgaben gearbeitet wird und alle sicherheitsrelevanten Systeme berücksichtigt werden. So wahren Sie den Wert Ihres Fahrzeugs und behalten die Kontrolle über den Ablauf.

 

Typische Druckmittel der Versicherungen erkennen

 

Versicherungen wenden verschiedene Taktiken an, um Sie von Ihrer freien Werkstattwahl abzubringen. Häufig werden Sie direkt nach dem Unfall kontaktiert und unter Zeitdruck gesetzt. Die Versicherer bieten dann eine vermeintlich unkomplizierte Abwicklung über ihre Partnerwerkstätten an.

 

Besonders beliebt ist das Argument der Direktabrechnung: Die Versicherung verspricht, alle Kosten direkt mit ihrer Partnerwerkstatt zu regeln, sodass Sie in Vorleistung gehen müssen. Auch mit Mietwagenangeboten oder der Übernahme des Fahrzeugtransports locken Versicherer.

 

Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken. Auch freie Werkstätten können direkt mit Versicherungen abrechnen. Mietwagenkosten und Transport stehen Ihnen ohnehin zu  unabhängig von der Werkstattwahl. Dokumentieren Sie alle Kommunikation mit der Versicherung schriftlich. Falls Sie sich bedrängt fühlen, weisen Sie höflich aber bestimmt auf Ihr Recht zur freien Werkstattwahl hin. Unterschreiben Sie keine Abtretung oder Reparaturvereinbarung, die Sie nicht verstanden haben; lassen Sie sich jedes Dokument vorab aushändigen.

 

Qualität der Reparatur: Warum die richtige Werkstatt entscheidend ist

 

Eine fachgerechte Unfallinstandsetzung erfordert spezialisiertes Know-how und moderne Ausstattung. Partnerwerkstätten der Versicherungen arbeiten oft unter Kostendruck und müssen sich an vorgegebene Budgets halten. Dies kann zu Kompromissen bei der Reparaturqualität führen.

 

Experten für Unfallinstandsetzung verwenden hingegen Originalteile und befolgen die exakten Herstellervorgaben. Sie dokumentieren jeden Arbeitsschritt und gewährleisten damit den Werterhalt Ihres Fahrzeugs. Besonders bei neueren Modellen mit komplexer Elektronik und Assistenzsystemen ist Fachwissen unerlässlich.

 

Denken Sie auch an mögliche Folgeschäden: Wurde unsachgemäß repariert, können später Probleme auftreten. Bei einem späteren Verkauf mindert eine mangelhafte Reparatur den Fahrzeugwert erheblich. Achten Sie darauf, dass die Werkstatt alle durchgeführten Arbeiten detailliert dokumentiert und Ihnen eine umfassende Garantie auf die Reparatur gibt.

 

Nach strukturellen Eingriffen sind Messungen auf der Richtbank, eine präzise Achsvermessung sowie die Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen notwendig. Dazu zählen beispielsweise Radar- und Kamerasysteme, Airbag- und Sensorikprüfungen sowie eine digitale Fahrzeugdiagnose. Eine qualifizierte Werkstatt achtet zudem auf korrekte Spaltmaße, fachgerechten Lackaufbau und zuverlässigen Korrosionsschutz, damit keine verdeckten Mängel zurückbleiben.

 

Gutachten und Dokumentation: Ihre wichtigsten Beweismittel

 

Ein unabhängiges Schadensgutachten bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Schadensregulierung. Sie haben das Recht, einen Sachverständigen Ihrer Wahl zu beauftragen  die Kosten trägt die gegnerische Versicherung. Der Gutachter dokumentiert alle Schäden und ermittelt die voraussichtlichen Reparaturkosten.

 

Fotografieren Sie direkt nach dem Unfall alle Schäden aus verschiedenen Blickwinkeln. Sichern Sie auch die Unfallstelle und eventuelle Bremsspuren. Diese Dokumentation unterstützt später das Gutachten und hilft bei Unstimmigkeiten mit der Versicherung.

 

Bewahren Sie sämtliche Unterlagen auf: Polizeiprotokolle, Zeugenaussagen, Kostenvoranschläge und Rechnungen. Führen Sie ein Protokoll über alle Telefonate mit der Versicherung, notieren Sie Datum, Gesprächspartner und Inhalt. Bei der Unfallinstandsetzung sollte die Werkstatt jeden Arbeitsschritt fotografisch festhalten  dies sichert Sie gegen spätere Einwände der Versicherung ab.

 

Mit dem Gutachten lassen sich auch Positionen wie merkantile Wertminderung und Nutzungsausfall strukturiert belegen. Stimmen Sie sich mit dem Sachverständigen ab, ob eine Reparatur oder ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt, und lassen Sie sich die Berechnungsgrundlagen erläutern. Eine vollständige, nachvollziehbare Dokumentation erleichtert die Kommunikation mit der Versicherung und reduziert Rückfragen.

 

So setzen Sie Ihre Ansprüche erfolgreich durch

 

Bleiben Sie bei der Durchsetzung Ihrer Rechte konsequent aber sachlich. Teilen Sie der gegnerischen Versicherung schriftlich mit, welche Werkstatt Sie für die Unfallinstandsetzung ausgewählt haben. Verweisen Sie dabei auf Ihr gesetzliches Recht der freien Werkstattwahl.

 

Sollte die Versicherung die Kostenübernahme verweigern oder kürzen wollen, fordern Sie eine schriftliche Begründung. Oft lenken Versicherer ein, wenn Sie sich als informiert zeigen. Holen Sie sich bei größeren Schäden anwaltliche Unterstützung  die Kosten trägt ebenfalls die Gegenseite.

 

Vermeiden Sie voreilige Vergleiche oder Abfindungserklärungen. Prüfen Sie jedes Angebot sorgfältig und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Dokumentieren Sie weiterhin alle Vorgänge und bewahren Sie Kopien aller Unterlagen auf. Reagieren Sie auf Kürzungen mit einem sachlich begründeten Widerspruch und legen Sie Belege bei. Bitten Sie bei strittigen Positionen um konkrete Hinweise, welche Kalkulationsgrundlagen herangezogen wurden. Bei anhaltender Uneinigkeit können auch Schlichtungsstellen oder fachkundige Dritte unterstützen. Mit dieser konsequenten Vorgehensweise sichern Sie Ihre berechtigten Ansprüche.

 

Bildquelle: Foto von Akent879

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