Ratenzahlung beim Motorradkauf – welche Fallstricke vermieden werden sollten

Teilen Sie dies über:

Der Duft von Benzin und das Gefühl von Freiheit auf zwei Rädern – der Wunsch nach einem eigenen Motorrad ist für viele ein lang gehegter Traum. Die Realität sieht jedoch häufig so aus, dass hohe Anschaffungspreise für neue Modelle oder gut erhaltene Gebrauchtmaschinen das Fahrvergnügen in weite Ferne rücken. Eine Ratenzahlung oder Finanzierung scheint hier die ideale Lösung zu sein. Doch Vorsicht: Als Verbraucher sollten Sie die Konditionen genau prüfen, damit der Ratenkauf nicht zum finanziellen Albtraum wird.

Der Traum vom Bike – Finanzierung als gängiger Weg

Für die Anschaffung eines Fahrzeugs nutzen Konsumenten in Deutschland regelmäßig Finanzierungsangebote. Der Händler vor Ort oder eine Partnerbank bieten Deals an, um den Kaufpreis in Raten aufzuteilen. Auch moderne Zahlungsdienste drängen in diesen Markt. So ist der Motorradkauf mit PayPal Ratenzahlung eine bequeme Option, die im digitalen Warenkorb schnell abgeschlossen ist.

Die gängigsten Finanzierungsmodelle im Überblick

Wer ein Motorrad finanzieren möchte, trifft im Wesentlichen auf drei Finanzierungsarten. Die Auswahl des Modells hat direkte Auswirkungen auf die Gesamtkosten.

Der klassische Ratenkredit

Der klassische Ratenkredit ist die transparenteste Form. Sie leihen sich den Kaufpreis bei einer Bank und zahlen diesen in gleichbleibenden monatlichen Raten über eine feste Laufzeit zurück. Solche Kredite werden von Händlern (oft über eine Partnerbank wie die Santander Consumer Bank) oder Ihrer Hausbank angeboten. Mit der letzten Rate gehört das Fahrzeug Ihnen.

Leasing – Miete statt Eigentum

Beim Leasing wird das Wunschmotorrad nicht gekauft, sondern gemietet. Sie zahlen eine monatliche Nutzungsgebühr. Am Ende der Laufzeit geben Sie das Motorrad an den Leasinggeber zurück. Diese Finanzierungsform eignet sich für Fahrer, die alle paar Jahre ein neues Modell fahren möchten. Der Nachteil: Das Fahrzeug gehört Ihnen nicht, außerdem sind oft teure Versicherungen und Kilometerbegrenzungen Vertragsbestandteil.

Der größte Fallstrick – die Ballonfinanzierung

Die Ballonfinanzierung, auch Drei-Wege-Finanzierung genannt, lockt mit niedrigen Raten, birgt aber den größten Fallstrick: eine enorm hohe Schlussrate. Diese entspricht dem kalkulierten Restwert und wird am Ende auf einen Schlag fällig. Fehlt das Geld, muss das Motorrad zurückgegeben, die Schlussrate teuer neu finanziert oder das Bike verkauft werden.

Das Lockangebot – der Haken bei der 0-Prozent-Finanzierung

Immer wieder werben Händler mit verlockenden Angeboten. Der sprichwörtliche Haken bei der 0-Prozent-Finanzierung für ein Motorrad ist subtil, aber dennoch teuer. Eine Finanzierung kostet immer Geld. Bei einer Null-Prozent-Aktion übernimmt der Händler oder der Hersteller die Zinsen für die Bank.

Versteckte Kosten durch entgangene Rabatte

Das Entgegenkommen des Händlers hat seinen Preis. Ein Kunde, der den vollen Kaufpreis sofort auf den Tisch legt, kann substanzielle Rabatte aushandeln. Diese Verhandlungsmöglichkeit entfällt bei einer Null-Prozent-Finanzierung. Rechnerisch zahlen Sie die Zinsen auch indirekt, indem Sie auf einen Preisnachlass verzichten. Der äußerst günstige Deal ist also nichts weiter als ein Marketinginstrument.

Worauf Sie bei der Motorrad-Finanzierung unbedingt achten müssen

Wenn Sie sich für einen Ratenkauf entscheiden, lautet die oberste Regel: Vergleichen Sie nicht die Monatsrate, sondern die Gesamtkosten. Die Einzelheiten im Vertrag sind entscheidend.

Der effektive Jahreszins – die einzige Wahrheit

Lassen Sie sich nicht vom niedrigen Sollzinssatz blenden. Entscheidend ist einzig der effektive Jahreszins. Dieser Zinssatz beinhaltet alle zusätzlichen Kosten und Bearbeitungsgebühren. Allein der effektive Jahreszins des Motorradkredits macht verschiedene Angebote von Kreditgebern wirklich vergleichbar.

Weitere Fallstricke im Kaufvertrag

Es gibt jedoch noch weitere Fallstricke bei der Motorrad-Finanzierung, die häufig im Kleingedruckten des Kaufvertrags verborgen sind.

Die teure Restschuldversicherung

Beim Abschluss einer Finanzierung wird Ihnen häufig eine Restschuldversicherung (RSV) angeboten. Diese soll einspringen, wenn Sie die Raten durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit nicht mehr bedienen können. Diese Versicherungen sind jedoch unverhältnismäßig teuer. Problematisch ist, dass die Kosten für die RSV häufig auf die Kreditsumme aufgeschlagen und über die gesamte Laufzeit mitfinanziert werden, wodurch Sie Zinsen auf die Versicherungssumme zahlen.

Der Eigentumsvorbehalt der Bank

Bis zur Zahlung der letzten Rate gehört das Motorrad der Bank. Als Sicherheit behält diese in der Regel die Zulassungsbescheinigung Teil II (den ehemaligen Fahrzeugbrief) ein. Wenn Sie ein Motorrad auf Raten kaufen, können Probleme mit diesem Eigentumsvorbehalt entstehen: Sie können Ihre Maschine nicht ohne Zustimmung der Bank verkaufen, selbst wenn Sie einen guten Preis erzielen würden.

Finanzielle Risiken beim Motorradkauf

Wer sein Motorrad finanzieren möchte, sollte die damit verbundenen Risiken für das persönliche Budget kennen. Ein Motorrad ist ein Hobbygegenstand, dessen Erwerb die eigenen Finanzen nicht überlasten darf. Eine solide Prüfung der eigenen Bonität und des monatlichen Budgets ist unerlässlich.

Der schnelle Wertverlust der Maschine

Kaum rollt das neue Bike vom Hof des Händlers, verliert es massiv an Wert. Insbesondere in den ersten zwei Jahren ist der Wertverlust enorm. Ihre Kreditschuld sinkt jedoch viel langsamer. Es entsteht eine gefährliche Lücke: Der Wert des Motorrads deckt die offene Kreditsumme nicht mehr ab.

Bei einem unverschuldeten Unfall oder Diebstahl ersetzt die Versicherung meist nur den Zeitwert, während der Kredit weiterläuft. Auch wenn die Maschine auf Reisen durch einen unglücklichen Umstand beschädigt wird, bleiben Sie möglicherweise auf einer Finanzierungslücke sitzen.

Ein gebrauchtes Motorrad finanzieren

Der Ratenkauf eines Gebraucht-Bikes ist ebenfalls üblich. Selbst wenn Sie ein gebrauchtes Motorrad finanzieren, lauern Fallstricke wie höhere Zinsen oder schlechtere Konditionen. Banken bewerten das Risiko bei älteren Maschinen höher. Der Erwerb eines Motorrads von privat ist über einen Bankkredit oft schwieriger zu realisieren als der Kauf beim Händler. Zudem können teure Reparaturen anfallen, während die Ratenzahlung noch läuft.

Checkliste vor dem Abschluss

Eine gute Vorbereitung ist der beste Verbraucherschutz. Bevor Sie einen Kaufvertrag oder eine Finanzierungsanfrage unterschreiben, sollten Sie klare Antworten auf die wichtigsten Fragen haben:

 

  • Wie hoch ist der effektive Jahreszins?
  • Sind Sondertilgungen jederzeit möglich?
  • Welche Optionen habe ich am Ende der Laufzeit?
  • Ist die angebotene Restschuldversicherung (RSV) eine verbindliche Voraussetzung für den Abschluss?
  • Was passiert bei Zahlungsverzug?

Alternativen zur Händlerfinanzierung

Der Kredit beim Händler ist bequem, aber selten der günstigste. Prüfen Sie diese Alternativen, um Geld zu sparen:

 

  • Ratenkredit der Hausbank: Fragen Sie Ihre eigene Bank nach einem Angebot. Die Konditionen sind oft besser. Treten Sie danach beim Händler als Barzahler auf und handeln einen Rabatt auf den Kaufpreis aus.
  • Anzahlung leisten: Eine hohe Anzahlung reduziert die Kreditsumme, die Zinsen und die Laufzeit.

Fazit

Die Finanzierung eines Motorrads kann eine sinnvolle Hilfe sein, um sich den Traum von Freiheit und Abenteuer schnell zu erfüllen. Sie verwandelt sich jedoch dann in einen Albtraum, wenn die Risiken ignoriert werden. Die größten Gefahren sind der Wertverlust, teure Zusatzversicherungen und die Verlockung der Ballonfinanzierung mit ihren niedrigen Raten und der hohen Schlussrate. Wer die Nachteile einer Ratenzahlung beim Motorrad kennt, die eigene Bonität realistisch einschätzt und Angebote knallhart über den effektiven Jahreszins vergleicht, legt ein solides Fundament für ein ungetrübtes Fahrvergnügen.

Bildquelle: https://elements.envato.com/low-angle-view-of-mature-woman-on-motorcycle-7Y7VE9A

Verbraucherschutz Vertrauens-Index

Haben Sie Fragen?

Kontaktieren Sie uns und wir helfen 
Ihnen weiter.

Das Verbraucherschutz-TV-Team

Unsere Redaktion

Schreiben Sie uns eine E-Mail:

info@verbraucherschutz.tv

Sie könnten interessiert sein