Ein Preis pro Quadratmeter wirkt greifbar: Fläche messen, Zahl multiplizieren, fertig. Doch gerade bei Malerarbeiten liegen die realen Kosten selten nur in der Farbe auf der Wand. Eine Pauschale klingt nach Sicherheit, kann aber versteckte Zuschläge enthalten. Wer später keine böse Überraschung erleben will, braucht klare Worte im Angebot und eine genaue Beschreibung dessen, was tatsächlich gemacht wird.
Der Haken an der Zahl pro Quadratmeter
Der Ansatz pro Quadratmeter lebt von Annahmen: glatte Wände, übliche Raumhöhe, wenig Schäden, ein Anstrich reicht. Trifft das nicht zu, folgen Aufpreise. Typische Punkte sind das Spachteln von Rissen, das Schleifen alter Schichten, das Grundieren bei kritischem Untergrund, ein zweiter oder dritter Anstrich bei kräftigen Tönen, das Abkleben von Leisten und Fenstern sowie das Abdecken von Boden und Möbeln. Auch Ecken, Nischen, Dachschrägen oder viele Türen bremsen den Ablauf und treiben den Aufwand. Wird das im Preis pro Quadratmeter nicht berücksichtigt, taucht es später als Zusatz auf.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Messbasis. Manche rechnen nur die Wandflächen, andere addieren Decken, wieder andere ziehen Öffnungen kaum ab. Wer die Fläche nicht sauber definiert, vergleicht Äpfel mit Birnen. Seriöse Partner für Malerarbeiten legen dar, wie gemessen wurde, und weisen die Zahl nachvollziehbar aus.
Pauschale mit Fallstricken
Eine Pauschale wirkt beruhigend, weil sie den Endbetrag nennt. Doch entscheidend ist, was in der Summe steckt. Unklarheiten entstehen, wenn Leistungsgrenzen fehlen: Wie viel Spachtelarbeit ist enthalten? Welche Qualität der Fertigstellung ist zugesagt? Welche Farbe wird verwendet, mit welchem Nassabrieb? Wie viele Anstriche? Ohne diese Angaben wird die Pauschale zur Wundertüte. Treten dann Schäden zutage oder zeigt die Probe, dass der Ton schlechter deckt als gedacht, folgen Nachträge.
Bei Fassaden kommen eigene Kostenblöcke hinzu: Gerüst, Schutzplanen, Wegerechte, Absperrungen. In Pauschalen sind diese Posten teils separat geführt, teils „inklusive“ – aber nur bis zu einer Höhe oder Fläche. Wer hohe Räume hat oder an einer belebten Straße wohnt, riskiert Mehrkosten, wenn die Rahmenbedingungen nicht genannt sind.
Wo häufig Kosten versteckt sind:
- Vorarbeiten: Entfernen alter Tapeten, Nikotin- und Rußsanierung, Ausbessern von Putz.
- Materialqualität: Markenfarbe mit Ecolabel kostet mehr als Baumarktware; Lacke für Türen und Heizkörper liegen preislich höher.
- Logistik: Anfahrt, Parken, Tragen von Möbeln, Schutz von Böden und Treppen.
- Entsorgung: Eimer, Folien, Schleifstaub, Sondermüll bei lösemittelhaltigen Resten.
- Zeitpuffer: Wartezeiten zwischen Schichten, Trocknung bei feuchter Witterung.
- Kleinflächen: Viele kleine Räume oder viele Kanten erhöhen den Zeitbedarf je Quadratmeter.
Transparenz entsteht, wenn diese Punkte benannt und beziffert werden, nicht wenn sie hinter einem Sammelbegriff verschwinden.
Was in ein klares Angebot gehört
Ein belastbares Angebot enthält eine genaue Leistungsbeschreibung: Anstrichzahl, Produkte mit Hersteller und Qualitäten, Farbton, Untergrundprüfung und festgehaltene Schäden, Art und Umfang der Spachtelarbeiten, Abkleb- und Abdeckarbeiten, Reinigung und Übergabe. Ebenso wichtig sind die Messgrundlage der Flächen, der Umgang mit Abweichungen während der Arbeit, die Terminplanung und ein Zahlungsplan mit klaren Etappen. Bei Fassaden: Gerüsthöhe, Standzeit, Genehmigungen.
Wer mehrere Angebote vergleicht, nutzt am besten eine einfache Tabelle mit gleichen Kriterien. So lässt sich der niedrige Preis mit lückenhaftem Leistungsbild vom fairen Preis mit breitem Umfang unterscheiden.
Wann welcher Ansatz passt
Der Preis pro Quadratmeter eignet sich bei klaren, glatten Flächen und gut planbaren Räumen. Eine Pauschale bietet sich an, wenn der Betrieb das Objekt besichtigt hat, die Vorarbeiten sauber geschätzt sind und das Angebot alle Schritte aufführt. Mischformen sind verbreitet: Pauschale für den Standard, feste Sätze für klar definierte Zusatzarbeiten, etwa pro laufendem Meter Riss oder pro Stück Tür.
Am Ende zählt nicht die Form, sondern die Klarheit. Wer weiß, welche Arbeitsschritte anstehen, welche Qualität geliefert wird und wie mit Unvorhergesehenem umgegangen wird, zahlt am Ende seltener drauf – egal, ob eine Zahl pro Quadratmeter oder eine pauschale Summe auf dem Papier steht.
Bild: https://unsplash.com/de/fotos/ein-mann-der-eine-wand-mit-gelber-farbe-streicht-1iho4gvI4-g