Zinzino unseriös? Im Faktencheck: Nahrungsergänzung, Direktvertrieb, Kritik

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Zinzino ist kein neues Unternehmen, aber es sorgt in den letzten Jahren für zunehmende Diskussionen. In sozialen Medien wird es als „Gamechanger“ im Gesundheitsbereich gefeiert – mit Nahrungsergänzungsmitteln, Omega-3-Produkten und einem Konzept, das auf Gleichgewicht und Wohlbefinden setzt. Gleichzeitig tauchen Schlagwörter wie „Zinzino unseriös“, „Zwangsabo“ oder „Schneeballsystem“ in Online-Suchen, Foren und Bewertungsportalen auf.

Was genau steckt also hinter diesem Modell, das sowohl Nahrungsergänzung als auch Geschäftschance sein will? Dieser Artikel betrachtet das Unternehmen Zinzino, seine Produkte, sein Vertriebssystem – und die berechtigten Fragen, die viele Verbraucher stellen.

Was ist Zinzino – und wie positioniert sich das Unternehmen?

Zinzino wurde 2005 in Norwegen gegründet und ist mittlerweile in mehreren europäischen Märkten aktiv. Das Unternehmen ist an der Börse gelistet, konkret am Nasdaq First North Premier Growth Market, einem Wachstumssegment mit gelockerten Zulassungsbedingungen im Vergleich zum regulierten Hauptmarkt. Dieser Börsensektor ist auf wachstumsstarke, oft innovationsgetriebene Firmen ausgerichtet. Allein dieser Umstand bedeutet nicht automatisch Seriosität, zeigt aber: Zinzino agiert nicht in einem völlig grauen Bereich.

Die Firma sieht sich selbst als Anbieter eines ganzheitlichen Gesundheitskonzepts mit dem Schwerpunkt auf Balance im Körper, insbesondere durch den gezielten Einsatz von Omega 3. Produkte werden direkt über ein Netz aus Vertriebspartnern verkauft – ein typisches Modell im Bereich des Direktvertriebs. Diese Partner treten eigenständig auf, beraten Kundinnen und Kunden und generieren über Provisionen Einnahmen – teilweise auch durch das Anwerben weiterer Partner. Es handelt sich also um ein MLM Unternehmen, also Multi-Level-Marketing.

Die offizielle Firmenkommunikation betont vor allem die Kombination aus wissenschaftlich fundierten Produkten und einer „neuen Lebensweise“, die durch optimierte Ernährung, regelmäßige Tests und unternehmerische Eigenverantwortung zu mehr Gesundheit und Selbstbestimmung führen soll.

Welche Produkte bietet Zinzino an – und was versprechen sie?

Zinzino vertreibt eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln, darunter:

  • BalanceOil: ein Öl auf Fischölbasis, kombiniert mit Polyphenolen aus Oliven
  • Zinzino Viva: ein Produkt zur Unterstützung bei Stress und emotionalem Ungleichgewicht
  • Xtend und ZinoBiotic: Komplexpräparate zur Unterstützung des Immunsystems und des Magen-Darm-Trakts
  • BalanceTest: ein Trockenblut-Test zur Bestimmung des Omega 3 Index
  • Vitamin D Test: ebenfalls im Trockenblutverfahren

Die Vermarktung stellt oft das Gleichgewicht im Körper, ein verbessertes Wohlbefinden sowie die Prävention von gesundheitlichen Problemen für die ganze Familie in den Vordergrund. In der Außendarstellung ist häufig von „mehr Energie“, „Linderung von Symptomen“ und sogar der Möglichkeit die Lebensweise grundlegend zu verbessern die Rede. Einige Aussagen bewegen sich dabei nahe an der Grenze zulässiger gesundheitsbezogener Werbung – ohne medizinisch verbindlich zu sein.

Was steckt hinter dem BalanceTest – und wie aussagekräftig ist er?

Ein zentrales Element des Produktangebots ist der sogenannte BalanceTest, ein Trockenbluttest, den Kunden zu Hause durchführen und nach Norwegen senden. Er soll Aufschluss über das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren im Blut geben. Die Ergebnisse werden über ein Online-Portal präsentiert, teils mit ausführlichen Ernährungsempfehlungen.

Zinzino verweist auf wissenschaftliche Erkenntnisse, u. a. in Kooperation mit der Universität Oslo, und bezeichnet den Test als zuverlässiges Mittel zur Gesundheitskontrolle. Kritische Stimmen bemängeln allerdings die Interpretation der Testergebnisse. So warnt etwa das Projekt „Klartext Nahrungsergänzung“ vor einem zu großen Vertrauen in Trockenblutanalysen ohne medizinische Begleitung. Auch Verbraucherzentralen raten grundsätzlich zur Vorsicht bei Tests, deren Auswertung und Empfehlungen ausschließlich durch den Anbieter selbst erfolgen.

Das Problem liegt dabei weniger in der Methodik selbst als in der Verbindung mit Produktverkäufen: Wer den Test macht, erhält häufig eine Empfehlung zum Kauf bestimmter Öl-Produkte – was die Neutralität der Beratung infrage stellt.

Was sagen unabhängige Stimmen zu Wirkung und Nutzen der Produkte?

Kundenbewertungen zeichnen ein gemischtes Bild. Auf Plattformen wie Trustpilot gibt es Tausende Erfahrungsberichte – von begeisterten Rückmeldungen bis hin zu deutlicher Kritik. Positiv hervorgehoben werden häufig der Geschmack und die einfache Anwendung der Omega 3 Öle. Auch wird der Versand meist als zuverlässig beschrieben.

Auf der anderen Seite kritisieren viele Nutzer die Testergebnisse als wenig nachvollziehbar oder „zu gut, um wahr zu sein“. Andere berichten von Schwierigkeiten bei der Kündigung von Abonnements, fehlender Antwort auf Support-Anfragen oder Druck durch Vertriebspartnern im privaten Umfeld. Einzelne Erfahrungsberichte sprechen davon, dass gesundheitliche Besserung versprochen, aber nicht erreicht wurde – was angesichts der gesundheitsbezogenen Versprechen problematisch ist.

Was berichten Zinzino-Nutzer über ihre Erfahrungen?

Die Erfahrungen mit Zinzino sind so vielschichtig wie das Geschäftsmodell selbst. Manche fühlen sich durch die Produkte gesundheitlich besser unterstützt und loben das Konzept. Andere äußern sich enttäuscht – sei es durch ausbleibende Wirkung, finanzielle Belastung oder Spannungen im sozialen Umfeld.

Positive Rückmeldungen (häufig auf Trustpilot):

  • „Ich fühle mich fitter seit der Einnahme des Öls.“
  • „BalanceTest war für mich ein Augenöffner.“
  • „Der Kundenservice hat bei mir schnell reagiert.“
  • „Meine Hautprobleme haben sich gebessert.“

Kritische Rückmeldungen (aus Blogs, Trustpilot, Foren):

  • „Das Test-Ergebnis war identisch bei mir und meinem Freund – obwohl wir unterschiedlich leben.“
  • „Ich habe monatelang versucht, mein Abo zu kündigen.“
  • „Der Freund, der mich angeworben hat, spricht jetzt nicht mehr mit mir.“
  • „Zuerst hieß es, ich könne mit zwei Stunden pro Woche viel verdienen – realistisch war das nicht.“

Solche Erfahrungsberichte sind subjektiv, aber sie zeichnen ein konsistentes Bild: Das Zinzino-System funktioniert nicht für alle – weder gesundheitlich noch geschäftlich.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell – und worin liegt die Kritik am MLM-Ansatz?

Zinzino nutzt ein MLM Modell (Multi-Level-Marketing), das auf Direktvertrieb basiert. Das bedeutet: Produkte werden nicht über klassische Läden oder Apotheken verkauft, sondern über ein Netzwerk selbstständiger Vertriebspartner. Diese empfehlen die Produkte meist im Freundes- oder Bekanntenkreis, oft gestützt durch persönliche Erfolgsgeschichten oder sichtbare Bluttest-Ergebnisse.

Der Verdienst erfolgt auf zwei Ebenen: durch Provisionen auf verkaufte Produkte und durch den Aufbau eines eigenen Vertriebsteams. Wer weitere Partner gewinnt, erhält zusätzlich Provisionen aus deren Umsätzen – gestaffelt nach Rang und Aktivität. Diese Struktur ist legal, aber nicht unumstritten.

Die Kritik an MLM-Modellen betrifft vor allem den psychologischen Druck und die teils überhöhten Erwartungen. Während die Anbieter von einem „flexiblen Arbeitsplatz“, „finanzieller Freiheit“ oder einem „Zinzino Business“ sprechen, berichten viele ehemalige Partner von hohem Aufwand, mäßigem Einkommen und überfordernden Vertriebsvorgaben.

Ist Zinzino ein Schneeballsystem? Die rechtliche Bewertung

Ein häufiger Vorwurf lautet: „Zinzino ist doch ein Schneeballsystem.“ Doch dieser Vergleich ist juristisch nicht haltbar – zumindest nicht pauschal. Ein Schneeballsystem im rechtlichen Sinne (§ 16 Abs. 2 UWG) liegt dann vor, wenn Einnahmen fast ausschließlich durch neue Teilnehmer generiert werden und kein realer Produktwert besteht.

Im Fall von Zinzino existieren tatsächlich physische Produkte, die verkauft werden – teils auch ohne Teilnahme am Vertriebsmodell. Das allein schützt das Unternehmen vor einer rechtlichen Einstufung als verbotenes System. Trotzdem gibt es kritische Parallelen, insbesondere dann, wenn:

  • der Fokus stark auf Rekrutierung neuer Partner liegt
  • Produktverkäufe fast ausschließlich über das eigene Netzwerk erfolgen
  • Teilnehmer unter Druck gesetzt werden, kostenpflichtige Starterpakete zu erwerben
  • Versprechen über das Geschäftsmodell stark idealisiert werden

In solchen Fällen droht ein Modell in problematische Nähe zu einem Schneeballsystem zu rutschen – auch wenn es formal legal bleibt.

Wichtig ist: Die Seriosität hängt nicht nur vom Unternehmen selbst ab, sondern auch von der Art, wie Vertriebspartner agieren. Wenn persönliche Kontakte systematisch kommerzialisiert werden, kann das ethisch fragwürdig und sozial belastend sein – ganz unabhängig von der Rechtslage.

Wie läuft der Vertrieb im Alltag ab – und wo liegt das Problem?

Zinzino-Partner präsentieren das Konzept meist direkt – oft im Gespräch, per WhatsApp oder auf Social Media. Typisch sind Posts mit Vorher-nachher-Bildern von BalanceTest-Ergebnissen oder Aussagen wie: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel falsch gemacht habe – zum Glück gibt es Zinzino!“

Besonders problematisch wird es, wenn Vertriebspartner ohne medizinischen Hintergrund beginnen, Symptome zu deuten oder gezielt Menschen in schwierigen Lebenslagen ansprechen – etwa mit Formulierungen wie: „Hast du Schlafprobleme? Das kann am Omega-3-Mangel liegen.“ Oder: „Du fühlst dich kraftlos? Dann brauchst du Viva.“

Diese Form der Werbung ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern verstößt unter Umständen auch gegen das Heilmittelwerbegesetz (HWG), wenn damit indirekt Gesundheits-Versprechen gemacht werden.

Hinzu kommt der persönliche Druck: Wer im privaten Umfeld Vertrieb betreibt, riskiert emotionale Konflikte – gerade wenn sich Erfolgserwartungen nicht erfüllen oder Produkte als wirkungslos erlebt werden. Viele Vertriebspartner steigen nach kurzer Zeit wieder aus – frustriert oder enttäuscht.

Was sollten Verbraucher vor einem Kauf oder Einstieg beachten?

Zinzino spricht gezielt Menschen an, die ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen und gleichzeitig eine geschäftliche Perspektive suchen. Genau darin liegt die Herausforderung: Wenn Gesundheitsversprechen mit wirtschaftlichen Erwartungen verknüpft werden, entstehen schnell unklare Erwartungshaltungen.

Kritisches Nachfragen ist daher sinnvoll – und schützt vor Fehlentscheidungen. Wer Produkte kaufen oder sogar als Vertriebspartner einsteigen will, sollte im Vorfeld einige wichtige Fragen klären.

Worauf achten – Zinzino-Check für kritische Verbraucher

Bereich Wichtige Fragen vor dem Einstieg oder Kauf
Produkte Sind die Inhaltsstoffe nachvollziehbar? Gibt es neutrale Studien zur Wirkung?
Testverfahren Wer analysiert die Blutproben? Ist das Verfahren medizinisch anerkannt?
Vertragsbindung Gibt es Mindestlaufzeiten? Wie unkompliziert ist die Kündigung?
Vertriebssystem Wird realistisch über Verdienstmöglichkeiten informiert – oder idealisiert?
Umfeld Wird sozialer oder psychologischer Druck durch Bekannte ausgeübt?
Kundenservice Wie reagiert das Unternehmen bei Problemen oder Fragen?

Zinzino & Wissenschaft – wie viel Evidenz steckt im Konzept?

Zinzino wirbt mit wissenschaftlicher Fundierung, etwa durch Kooperationen mit Universitäten wie der Universität Oslo oder externen Labors. Auch die Balance-Tests sollen auf neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Das Unternehmen selbst erklärt auf seiner Website, dass die Auswertungen laut Unternehmensaussage auf rund 600 000 Bluttests beruhen.

Doch die Beurteilung solcher Aussagen ist nicht trivial. Viele der zitierten Studien sind nicht unabhängig oder stehen in direkter Verbindung zum Unternehmen. Die Methodik der Trockenbluttests ist in Fachkreisen nicht unumstritten – vor allem, wenn sie ohne ärztliche Begleitung zur Interpretation von Gesundheitszuständen genutzt werden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warnt grundsätzlich vor Produkten, die eine medizinische Wirkung suggerieren, aber nicht als solche zugelassen sind.

Kritisch zu sehen ist auch, wenn ein Testergebnis direkt mit einer Empfehlung zum Kauf bestimmter Öl- oder Vitaminpräparate wie Vitamin C und Vitamin D verbunden ist – vor allem, wenn diese durch denselben Anbieter vertrieben werden, der auch den Test verkauft.

Fazit: Die Produkte selbst können Teil einer ausgewogenen Ernährung sein – aber sie ersetzen keine ärztliche Diagnose, und ihre Wirkung ist individuell unterschiedlich.

Wie erkenne ich seriöse Anbieter im Nahrungsergänzungsbereich?

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist groß – und nicht immer transparent. Zinzino ist kein Einzelfall. Wer unsicher ist, ob ein Anbieter vertrauenswürdig ist, kann auf einige objektive Kriterien achten:

  • Werden alle Inhaltsstoffe offengelegt?
  • Gibt es unabhängige Studien zur Wirksamkeit der Produkte?
  • Ist die Werbung frei von Übertreibungen oder Heilsversprechen?
  • Können Verträge ohne Hürden gekündigt werden?
  • Wird bei Tests oder Empfehlungen klar gesagt, dass keine medizinische Beratung ersetzt wird?
  • Werden Vertriebspartner für transparente Information geschult – oder für Verkauf unter Druck?

Seriöse Unternehmen sind transparent, korrekt in ihrer Kommunikation und verzichten auf emotionale Dramaturgie oder künstlichen Zeitdruck.

Gesundheit, Geschäft, Graubereiche – wo Zinzino steht

Zinzino bietet echte Produkte, nutzt ein legales Vertriebsmodell und verspricht individuelle Gesundheitsunterstützung durch gezielte Ernährung. Das allein macht das Unternehmen weder per se unseriös noch problematisch.

Und doch zeigen Bewertungen, Erfahrungsberichte und das Geschäftsmodell selbst, dass eine gesunde Skepsis angebracht ist – sowohl beim Kauf der Produkte als auch beim Einstieg als Vertriebspartner. Die Verbindung aus Gesundheitsanspruch, nicht validierten Tests und wirtschaftlichem Druck erzeugt ein Spannungsfeld, das kritische Fragen aufwirft.

Wer sich für Zinzino interessiert – ob als Kunde oder Partner – sollte sich umfassend informieren, Alternativen prüfen und nicht nur auf Empfehlungen aus dem eigenen Umfeld vertrauen. Denn was für den einen funktioniert, kann für den anderen zur Belastung werden – gesundheitlich, finanziell oder sozial.

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