Mehr als 8% der deutschen Bevölkerung sind verschuldet. Die Gründe sind vielfältig – von Arbeitslosigkeit, einem enormen Konsumverhalten bis hin zu Fehlinvestitionen. Doch welche Schritte sind für ein Leben ohne Schulden notwendig? Auf was ist zu achten, wenn man schnell schuldenfrei werden möchte?
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Der erste Schritt
Im allerersten Schritt verschafft man sich einen Überblick über die eigene finanzielle Situation. Hierzu werden alle Einnahmen, Ausgaben und offenen Posten bei Gläubigern notiert. Die Führung eines Haushaltsbuches hilft bei diesem Unterfangen.
Ziel ist es, Einsparpotenziale zu entdecken und die Prioritäten bei der Schuldentilgung zu legen. Mietschulden sind existenzgefährdend, weshalb sie immer vorrangig bezahlt werden sollten. Die behördlichen Vorgaben und Schriftverkehre auf dem Weg in ein schuldenfreies Leben können einschüchtern. Professionelle Hilfe erhält man bei einer persönlichen Schulden- und Insolvenzberatung in München oder anderen deutschen Großstädten.
Schnell Schuldenfrei werden ist ein Irrglaube – denn die Summen, welche sich teilweise über Jahrzehnte aufgetürmt haben, lassen sich nicht in kurzer Zeit aus der Welt schaffen. Das persönliche Einkommen, die Disziplin und die Höhe der Rechnungen geben den Zeitraum vor.
Einmal aufräumen bitte
Nahezu alle Gegebenheiten können Einsparpotenziale aufweisen. Diese gilt es zu entdecken und umzusetzen. Die höchsten Kosten entstehen bei Abonnements und Verträgen. Es lohnt sich, regelmäßig die Verträge für Strom, Gas, Internet, Telefon und Versicherungen zu überprüfen. Für Neukunden gibt es bei den meisten Anbietern einen nicht unerheblichen Rabatt und der Wechsel ist schnell vollzogen.
Auf Mitgliedschaften in Fitnessstudios, Jahreskarten für den Zoo oder diverse Streaming Anbieter sollte zugunsten der Schuldentilgung verzichtet werden. Nicht mehr benötigte Kleidung kann über Shopping Plattformen oder Flohmärkte in bares Geld umgewandelt werden.
Wie oft wird eigentlich das Auto genutzt? Wäre ein Monatsticket der Bahn günstiger? Oder die Nutzung von Carsharing Diensten?
Kommunikation mit den Gläubigern
Um eine Privatinsolvenz zu vermeiden, sollte eine Einigung mit den Gläubigern erzielt werden. Dies kann in Form einer außergerichtliche Schuldenbereinigung erfolgen, was eine Ratenzahlung ermöglicht. Nur in seltenen Fällen werden Schulden in voller Gänze erlassen, eine Minderung der Schuldenlast ist jedoch möglich. Insbesondere, wenn Schuldner in den vergangenen Jahren allen Zahlungsverpflichtungen nachgekommen sind oder besondere Umstände vorliegen.
Schuldnerberater unterstützen hier und übernehmen unter anderem die rechtliche Überprüfung der ausstehenden Forderungen.
Mit einem Kredit raus aus den Schulden?
Immer öfter wird dazu geraten mit einem neuen Kredit die Schulden zu tilgen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Umschuldung. Mit einem geringen Zinssatz und längeren Laufzeiten kann eine kurzfristige Liquidität erreicht und die Gläubiger bedient werden.
Allerdings bekommen verschuldete Menschen aufgrund von negativer Schufa und ausstehenden Zahlungsverpflichtungen nicht so einfach einen Kredit. Die Alternativlösungen wie privater Kredit oder Bürgschaft sollten gut überlegt sein, denn die Ablösungszinsen und festen Gebühren sind hoch. Schnell gerät man hier ein ein Hamsterrad und bekämpft nur die Auswirkungen, nicht die Ursache der Schuldenfalle.
Die Privatinsolvenz als Lösung
Ein anderer Weg zu einem schuldenfreien Leben ist die Privatinsolvenz. Sie zieht eine gerichtliche Regulierung der Schulden nach sich, wenn die Gläubiger die vorherigen Schuldenregulierungspläne und Vergleiche ablehnen. Eine Privatinsolvenz ist nur möglich, wenn weniger als 20 Gläubiger vorhanden sind und der Verbraucher nicht selbstständig ist. Achtung – die Privatinsolvenz ist öffentlich. Arbeitgeber und Vermieter können leicht Kenntnis über die persönliche Zahlungsunfähigkeit erlangen.
Nach gerichtlicher Prüfung wird ein Betrag festgelegt. Dieser muss über einen Zeitraum von 6 Jahren monatlich an die Gläubiger ausgezahlt werden. Im Anschluss gilt man als Schuldenfrei. Pfändbares Vermögen wird eingezogen, damit die Verfahrenskosten beglichen werden können.
Eine Alternative: sind nach 3 Jahren mindestens 35% der Gesamtschuld und die Verfahrenskosten bezahlt, kann man laut der Insolvenzrechtsreform 2014 von der Restschuld befreit werden. Werden die Verfahrenskosten nach 5 Jahren beglichen, ist dies ebenfalls eine Option.
Präventiv vorgehen
Um die Schuldenfalle zu vermeiden oder dafür zu sorgen, nicht wieder hineinzugeraten, gibt es verschiedene Tipps.
So sind das exakte Führen eines Haushaltsbuchs und ein regelmäßiger Kassensturz essentiell, um einen Überblick der finanziellen Situation zu wahren. Im Alltag lässt sich durch das Vermeiden von Spontan Käufen und Preisvergleiche viel Geld einsparen. Rechnungen sollten nach Möglichkeit sofort aber auf jeden Fall fristgerecht bezahlt werden. Bei größeren Investitionen oder dem Abschluss von Abos macht es sich bezahlt, vorher eine Nacht drüber zu schlafen.