Abgasskandal EA 288 – OLG Celle befragt KBA zum VW Tiguan

VW hat im Dieselskandal die Abgaswerte bei Fahrzeugen der Marken VW, Audi, Seat und Skoda mit dem Motor EA 189 manipuliert und ist deshalb zum Schadensersatz verpflichtet. Das hat der BGH mir Urteil vom 25. Mai 2020 entschieden. Der Abgasskandal kann damit aber nicht zu den Akten gelegt werden. Denn auch beim Nachfolgemotor EA 288 gibt es den Verdacht, dass eine unzulÀssige Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung verwendet wird. Erste Gerichte haben Verbrauchern auch beim EA 288 bereits Schadensersatz zugesprochen.

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Das OLG Celle will es nun genauer wissen und hat am 14. Juli 2020 einen Beweisbeschluss zur Verwendung einer unzulÀssigen Abschalteinrichtung beim Dieselmotor EA 288 angeordnet (Az.: 7 U 532/18).

In dem Fall geht es um einen VW Tiguan 2.0 TDI mit dem Motor EA 288 und der Abgasnorm Euro 6. Der KĂ€ufer hatte SchadenersatzansprĂŒche wegen der Verwendung einer unzulĂ€ssigen Abschalteinrichtung geltend gemacht.

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat die Typengenehmigung fĂŒr das Fahrzeug erteilt. Das OLG Celle steht auf dem Standpunkt, dass keine unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung vorliegt, wenn das KBA die Funktion bewusst gebilligt und die Typengenehmigung erteilt hat. Voraussetzung sei aber, dass der Hersteller gegenĂŒber dem KBA alle erforderlichen Angaben wahrheitsgemĂ€ĂŸ und vollstĂ€ndig gemacht habe.

Genau dies sei aber nicht geschehen, so der KlÀger. Er argumentiert, dass das KBA, das sich stets auf die schriftlichen Angaben des Herstellers verlasse, von VW getÀuscht worden sei.

Daher hakt das OLG Celle nun nach. Es soll geklĂ€rt werden, ob eine unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung verwendet wird, ĂŒber die das KBA getĂ€uscht wurde und sie deshalb nicht erkennen konnte.

Das KBA soll nun erklĂ€ren, ob der Motor des  Typs EA 288 nachtrĂ€glich auf das Vorhandensein einer unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung ĂŒberprĂŒft wurde und wenn ja, mit welchem Ergebnis. Es soll geklĂ€rt werden, ob in dem Tiguan des KlĂ€gers eine unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung verwendet wird, die anhand von Parametern wie Lenkwinkel, Temperatur und Zeit erkennt, ob sich das Fahrzeug im PrĂŒfmodus befindet und die Abgasreinigung dann intensiviert und die Grenzwerte eingehalten werden, wĂ€hrend dies im realen Straßenverkehr nicht der Fall ist.

Sollten solche Abschalteinrichtungen vorhanden sein, mĂŒsse geklĂ€rt werden, ob sie ausnahmsweise zum Schutz des Motors notwendig seien und ob das KBA, das keinen Zugang zu den Quellcodes der Software hat, alle nötigen Angaben von VW erhalten hat.

Sollte nach den AuskĂŒnften des KBA noch AufklĂ€rungsbedarf bestehen, soll noch ein SachverstĂ€ndigengutachten eingeholt werden. Das Gutachten soll u.a. klĂ€ren, ob ein sog. Thermofenster bei der Abgasreinigung verwendet wird, das die Wirkung des Emissionskontrollsystems reduziert und zu einem erhöhten Schadstoffausstoß im Normalbetrieb fĂŒhrt.

„Wurde das KBA ĂŒber das Vorhandensein einer unzulĂ€ssigen Abschalteinrichtung getĂ€uscht, könnte den betroffenen Fahrzeugen die Betriebserlaubnis wieder entzogen werden“, erklĂ€rt Rechtsanwalt Frederick M. Gisevius, BRÜLLMANN RechtsanwĂ€lte.

Der Beweisbeschluss des OLG Celle wird mehr Klarheit darĂŒber bringen, ob auch beim Motor EA 288 eine unzulĂ€ssige Abschalteinrichtung verwendet wurde. „Nachdem die EuGH-GeneralanwĂ€ltin Ende April erklĂ€rt hat, dass sie Abschalteinrichtungen grundsĂ€tzlich fĂŒr unzulĂ€ssig hĂ€lt, wenn sie zu einem erhöhten Schadstoffausstoß im realen Straßenverkehr fĂŒhren, wĂ€re es erstaunlich, wenn das OLG Celle am Ende zu einer anderen EinschĂ€tzung kommt“, so Rechtsanwalt Gisevius.

Betroffene KĂ€ufer eines VW, Audi, Seat oder Skoda können sich zu ihren SchadenersatzansprĂŒchen beraten lassen.

Die Kanzlei BRÜLLMANN RechtsanwĂ€lte ist Kooperationspartner der IG Dieselskandal und bietet Ihnen eine kostenlose ErsteinschĂ€tzung Ihrer Möglichkeiten an. Sprechen Sie uns an.

 

 

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