Verbraucherzentrale NRW nimmt Preissuchmaschinen ins Visier
Mit Suchmaschinen im Internet können Preisfüchse gegenüber den Herstellerpreisen um bis zu 45 Prozent beim Einkauf sparen. Doch die Freude wird oft arg getrübt. Jeder dritte der angezeigten Bestpreise war bei einer Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW unpräzise oder falsch. Vor allem bei den Versandkosten patzten die sechs begutachteten Preisbrecher.
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Sie werden millionenfach genutzt: Suchmaschinen durchforsten das Internet nach dem günstigsten Onlineshop – für Elektro- und Elektronikgeräte, für Textilien und Kosmetika, für Spielzeug und Freizeitartikel. Kostenlos informieren die Helfer über Preise und Versandkosten sowie teilweise auch über Lieferzeiten. Die billigsten Shops werden dann in einem Ranking aufgelistet. Verglichen werden nach Angaben der Betreiber zumeist mehrere Millionen Preisofferten für Produkte aus tausenden von Onlineshops.
Wie gut das klappt, überprüfte die Verbraucherzentrale NRW in einer Stichprobe mit zehn Produkten. Die Tester bemühten sechs Kandidaten: Billiger.de, Evendi.de, Guenstiger.de, Idealo.de, Kelkoo.de, und Meta-Preisvergleich.de. Jeder sollte zeigen, um wie viel Prozent er fünf unverbindliche Preisempfehlungen von Herstellern (UVP) unterbieten kann. Als besondere Herausforderung galt es, zusätzlich fünf Schnäppchenpreise aus Prospekten des stationären Elektrohandels zu knacken.
Das erfreuliche Ergebnis: Die Vergleichsportale hatten keinerlei Mühe mit den Herstellerpreisen. Die UVP wurden im Durchschnitt um knapp 30 Prozent, in der Spitze sogar um bis zu 45 Prozent unterboten.
Die Kehrseite: Bei 12 von 30 Versuchen scheiterten die sechs Suchmaschinen an den Reklameofferten. Dreimal versagte Kelkoo.de, je zweimal die Konkurrenz. Lediglich Evendi.de gelang es vier der fünf Sonderangebote zu knacken. Tröstlich immerhin: Wenn die Schnäppchen des Einzelhandels geschlagen wurden, dann durchschnittlich um über 15 Prozent, in Einzelfällen sogar um über 20 Prozent.
Als insgesamt erfolgreichster Preisbrecher im Test erwies sich Idealo.de. Die Suchmaschine spuckte für fünf der zehn Produkte die preiswerteste Offerte aus – solo oder übereinstimmend mit der Konkurrenz. Spitzentreffer konnten die Tester auch bei Meta-Preisvergleich.de (3), Evendi.de (2) und Guenstiger.de (1) verbuchen. Ohne jedes Erfolgserlebnis folgten Billiger.de und Kelkoo.de mit der roten Laterne.
Die Quintessenz: Wahre Schnäppchenjäger verlassen sich nicht allein auf eine Suchmaschine. Für einen Vergleich sollten mindestens zwei bis drei Preis-Detektive auf Netz-Recherche geschickt werden.
Trotz aller Sparerfolge – oftmals stießen die Tester der Verbraucherzentrale NRW auf Widrigkeiten. So war beispielsweise mehr als jeder dritte angezeigte Endpreis unpräzise oder falsch. Keine Suchmaschine blieb hier fehlerfrei. Negative Spitze waren Meta-Preisvergleich.de mit sieben, und Guenstiger.de mit sechs Patzern. Die Konkurrenz war mit zwei bis drei Fehlern dabei.
Die Portale zeigten sich vor allem bei separat auszuweisenden Versandkosten überfordert. In fast jedem dritten Fall (18-mal) wurden die erst gar nicht benannt, oder sie wichen zum Teil deutlich (20 bis 35 Euro) nach oben oder nach unten von der Angabe der Onlineshops ab. Vor allem bei gestaffelten Versandkosten und zusätzlichen Verpackungspauschalen zeigten sich Diskrepanzen. In vier Fällen gelang es Suchmaschinen nicht mal, den Produktpreis für Fernseher und Küchenmaschine korrekt aufzulisten. Hier fanden die Tester Unterschiede bis zu 140 Euro.
Die Folge: Vermeintliche Siegershops rutschten vom ersten Platz der Rankings oft um mehrere Plätze nach hinten. Andere Anbieter wiederum waren besser als in der Liste aufgeführt. Das ist ärgerlich, weil solche Anzeige in die Irre führt. Dabei hat das Oberlandesgericht Stuttgart (Az.: 2 U 12/07) im Januar 2008 die Preisdetektive in die Pflicht genommen. Nutzern seien „stets aktuell” die korrekten Produktpreise wie die gesonderten Versandkosten zu benennen.
Damit nicht genug der Unzulänglichkeiten. Weder beim Primus Idealo.de noch bei Meta-Preisvergleich.de gelang es den Testern der Verbraucherzentrale NRW, das Suchergebnis nach dem Gesamtpreis (Produkt- plus Versandpreis) zu sortieren. Die Folge: Das preiswerteste Angebot verbarg sich oftmals weiter hinten in den Rankings und musste mühsam herausgefiltert werden.
Gar einer Wundertüte glich das Ergebnis beim Meta-Preisvergleich. Der Grund: Die Maschine, die angeblich bei ihrer Suche auch die Seiten zahlreicher Konkurrenten durchforstet, listete neben Onlineshops auch Auktionspreise, Kleinanzeigen und Gebrauchtgeräte auf. Die Versandkosten waren ohne Klick zum jeweiligen Onlineshop oft gar nicht ersichtlich