Shops in Shops – ein besonderes System?

1.848 Milliarden Euro – so viel Umsatz machte im Jahr 2013 der Einzelhandel in Deutschland. Und gab damit circa sechs Millionen Personen eine BeschĂ€ftigung. In den letzten Jahren hat das E-Commerce gegenĂŒber dem stationĂ€ren Handel deutlich aufgeholt. Schließlich setzt man laut bevh inzwischen mehr als 43 Milliarden Euro um. Die wirklich großen Umsatzzahlen zur Statistik steuern nach wie vor die LadengeschĂ€fte bei. Eine Tatsache, die sich auch in den kommenden Jahren wahrscheinlich erst allmĂ€hlich verschieben wird. Und so dĂŒrften die sogenannten Shop-in-Shop-Systeme auch weiterhin Begleiter beim Einkaufen und Shoppen werden. Was steckt hinter dem Konzept Shop in Shop? GrundsĂ€tzlich sind hier heute zwei unterschiedliche Vertriebsstrategien voneinander zu trennen. Einmal ist das Shop-in-Shop-System bzw. das Integrated Shop-System im E-Commerce verbreitet. Diese basieren auf einer Kooperation zwischen dem Webshop-Betreiber und dem eigentlichen Webseitenbesitzer. Das Shop-in-Shop-System im Einzelhandel basiert auf einer anderen Idee. Bestimmte Artikel oder Marken werden aus dem Gesamtsortiment gelöst und ĂŒber eine separate FlĂ€che prĂ€sentiert.

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Markenwelten sind vor allen in BekleidungsgeschÀften schon seit vielen Jahren bekannt. In solchen Produktbereichen scheint eine Trennung nach Marken auch sehr sinnvoll, weil sehr viele Konsumenten den Markt Àhnlich separieren und eher auf die Marke schauen.

Sind Shops in Shops eigenstÀndig oder Teil des Gesamtladens?

Um dieser Frage nachzugehen, muss das Grundprinzip hinter den Shop-in-Shop-Systemen verstanden werden. Prinzipiell handelt es sich an dieser Stelle in erster Linie um eine rĂ€umliche und visuelle Trennung einzelner Marken oder Produktgruppen. Die Separierung soll nach Informationen des Anbieters Arno Marken-IdentitĂ€ten widerspiegeln, die dem Konsumenten neben der Auswahl an sich auch Übersichtlichkeit, Informationen und Service bieten soll.
Die Bezeichnung Markenwelt hat sich hierfĂŒr etabliert. Beobachtet man die gĂ€ngigen Konzepte hinter den Shop-in-Shop-Systemen, fĂ€llt eines auf: Im Allgemeinen kommt es zu keiner Herauslösung aus dem Gesamtsortiment im Sinne der Warenwirtschaft. Beispiel: BaumĂ€rkte dekorieren ihre Gartenabteilung zum FrĂŒhjahr regelmĂ€ĂŸig um – und prĂ€sentieren inzwischen zentral das Element Grillen & BBQ.

Dabei kann die:
– Produktgruppe Gasgrill
– Holzkohlegrill oder
– das Elektrogrillsortiment
in einem jeweils eigenen Shop-Element prĂ€sentiert werden. Gleiches gilt im Grillfachhandel beispielsweise fĂŒr einzelne Marken, die etwa das Segment der Premiummodelle besetzen. Solange der Shop in Shop keine eigene Kasse mit eigener Warenwirtschaft beinhaltet, wird er aber immer Teil des originĂ€ren PoS (Point of Sale) sein.
Hinweis: Sollte ein solcher Shop im Shop ĂŒber eine eigene Kasse verfĂŒgen, kann er wie Untermieter betrachtet werden. Somit handelt es sich dabei wirklich um eine eigenstĂ€nde Verkaufseinheit.

Vorteile fĂŒr Verbraucher

Das sich in den letzten Jahren zunehmend entwickelnde Konzept hat natĂŒrlich fĂŒr den Shopbetreiber echte Vorteile. Es kommt einerseits zu einer optischen Aufwertung des Shops. Gleichzeitig besteht durch die ausgeklĂŒgelte Herauslösung einzelner Marken eine klarere Struktur und es werden mitunter neue Zielgruppen angesprochen. Hat der Shop im Shop aber auch aus Sicht des Kunden VorzĂŒge?
Generell entsteht hierdurch eine klare Linie und Ordnung. Wer einzelne Marken bevorzugt, sucht in den LÀden nicht lÀnger im Sortiment, sondern kann gezielt das Shop-in-Shop-System nutzten. Parallel entsteht ein Vorteil, wenn tatsÀchlich neue Shops integriert werden. Hierdurch kommt es zu einer klaren Aufwertung des bestehenden Produktportfolios.

Vorteile im Überblick:
– Shops werden optisch aufgewertet
– Bei echten Shops in Shops können Verbraucher auf eine grĂ¶ĂŸere Produktplatte zugreifen
– Mehr Ordnung und Hilfe bei der Produktsuche

Nachteile fĂŒr Verbraucher

GrundsĂ€tzlich kann die Shop-in-Shop-Idee echte Vorteile fĂŒr den Verbraucher haben, allerdings existieren auch einige Nachteile. Diese kommen beispielsweise zum Tragen, wenn FachhandelsgeschĂ€fte FlĂ€che fĂŒr den Betrieb der „Laden-im-Laden“-Lösung zur VerfĂŒgung stellen – und diese mit eigenem Personal und auf eigene Rechnung betrieben werden. Hier stellt sich beispielsweise das Problem der GewĂ€hrleistung, wenn die Shop-in-Shop-Systeme restrukturiert oder ganz fallen gelassen werden.
Ein weiteres Problem fĂŒr Verbraucher kann darin bestehen, dass Shop-in-Shop-Systeme zu einer starken Separierung der VerkaufsflĂ€chen fĂŒhren. Sucht man nach einer Auswahl in verschiedenen Produktgruppen, entsteht hierdurch ein gewisser Mehraufwand – da Shop-in-Shop-Systeme sehr oft markenspezifisch zusammengefasst werden.

Die Nachteile im Überblick:
– GewĂ€hrleistungsprobleme bei Abschaffung der Shop-in-Shop-Systeme
– Eine markenspezifische Zusammenfassung sorgt fĂŒr weniger Überblick in einem einzigen Produktsegment

Letztlich haben Shop-in-Shop-Konzepte fĂŒr:
– HĂ€ndler
– Hersteller und
– Verbraucher
ganz unterschiedliche Vorteile. Wegzudenken sind sie aus dem Handel nicht mehr. Um aber erfolgreich zu sein, mĂŒssen sich die einzelnen Komponenten auch qualitativ ergĂ€nzen. Nur so lĂ€sst sich ein Sortiment schaffen, welches den Kunden auch zufriedenstellt.

Wann sind Shop-in-Shop-Lösungen fĂŒr Verbraucher interessant?

Eine solche Lösung bietet sich vor allem in Produktbereichen an, wo die jeweilige Marke sehr viel zÀhlt. Dies kann in ganz unterschiedlichen Bereichen der Fall sein:
– Parfum
– Kosmetik
– Mode
– Unterhaltungselektronik
– Smartphones
Andere Produktbereiche sind dafĂŒr hingegen eher ungeeignet. Wenn ein Verbraucher beispielsweise neue Blumenerde kaufen möchte, will er lieber einen ProduktĂŒberblick im Laden. Die einzelnen Marken spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle. Eine entsprechende Unterteilung wĂŒrde also die Übersicht extrem stören und den Einkauf unnötig verlĂ€ngern.

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Auch Shopping-Malls setzen mehr und mehr auf Einzel-Shops, die bestimmte Marken reprÀsentieren. Im weitesten Sinne sind Einkaufscentren die VorlÀufer von Shop-in-Shop-Systemen.

Fazit: Shop in Shop als Baukastensystem

In den letzten Jahren haben aufmerksame Beobachter sowohl im Onlinehandel auch im Einzelhandel viele VerĂ€nderungen wahrnehmen können. Die gezielte Beeinflussung der Verbraucher durch Licht und Geruch ist nur einer dieser Aspekte. Aber auch der Aufbau und die Struktur der LadengeschĂ€fte haben VerĂ€nderungen erfahren. Immer wieder stĂ¶ĂŸt man heute auf sogenannte Shop-in-Shop-Konzepte.
Die Idee dahinter ist aus Sicht der Hersteller relativ einfach. Im Gesamtsortiment einer Produktgruppe erreicht man so eine klare Trennung von der Konkurrenz und somit auch ein Alleinstellungsmerkmal. Diese Tatsache ist aber nur ein Grund fĂŒr die Verbreitung der Shop-in-Shop-Systeme. Sofern LadengeschĂ€fte mit den Shopbetreibern kooperieren und diese FlĂ€chen anmieten, um anschließend auf eigene Rechnung zu arbeiten, entsteht ein Zugewinn fĂŒr das LadengeschĂ€ft. Als Verbraucher wĂ€chst an dieser Stelle die Auswahl. Shop-in-Shop-Systeme ohne getrennte Warenwirtschaft sorgen hingegen dafĂŒr, dass einzelne Markenprodukte stĂ€rker in den Fokus rĂŒcken. Wird dies in den richtigen markenbezogenen Produktbereichen durchgefĂŒhrt, kann es fĂŒr Kunden letztlich sogar einen zusĂ€tzlichen Nutzen generieren.

Bildquellen:
Abbildung 1: © Unsplash (CC0-Lizenz)/ pixabay.com
Abbildung 2: © jarmoluk (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

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