Gerade am zähen TV-Programm des Nachmittags sind Gerichts-Soaps für viele Zuschauer ein echter Blickpunkt. Doch die Fälle, die dort beispielhaft vor der Kamera verhandelt zu werden scheinen, entsprechen meist nur in Grundzügen der Realität. Doch wo liegen die Unterschiede, die nicht in geeigneter Form in das TV-Format übertragen werden konnten? Wir haben uns einmal auf die Suche gemacht.
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Die Gesprächsleitung
Wer einmal einen genauen Blick in entsprechende Fernseh-Soaps wirft, kann sich schnell ein Bild der Verhandlung machen. Dort darf scheinbar jeder Beteiligte fröhliche Theorien präsentieren. Natürlich ist den Verantwortlichen daran gelegen, diese kommunikative Atmosphäre gezielt aufkommen zu lassen. Schließlich lässt sich dadurch Material verpacken, das unter realistischen Bedingungen nicht bis zum Zuschauer transportiert werden könnte. Auch Experten, wie z.B. Strafrecht in Bochum, stützen diese Aussage. Der Richter selbst lehnt in den Fernsehshows derweil gerne in seinem hohen Sitz zurück und lässt das Gespräch von alleine laufen. In einem realen Gerichtssaal wäre solch ein Verhalten natürlich undenkbar. Schließlich ist der vorsitzende Richter hier für die Leitung der Verhandlung unter all den präzisen Rahmenbedingungen zuständig.
Das amerikanische Rechtssystem
Auf den ersten Blick könnte man meinen, Fernseh-Soaps aus dem Gerichtssaal würden zumindest etwas zur juristischen Bevölkerung beitragen. Doch auch dem ist nicht so. In der Praxis dominieren vor allem die Unterschiede zum Rechtssystem in Deutschland. Dies liegt daran, dass die meisten Fernsehshows auf US-amerikanischen Vorbildern aufbauen. Folglich werden gerne Elemente aus den dortigen Kreisen übernommen. So sitzt zum Beispiel der Angeklagte bisweilen auf dem Zeugenstuhl und nicht neben seinem Verteidiger, wie dies in Deutschland der Fall wäre. Auch tauchen in vielen Sendungen immer wieder Geschworene auf, die ebenfalls vordergründig dem Rechtssystem der USA zuzuordnen sind. Diskrepanzen lassen sich also auch in diesem Bereich nicht leugnen.
Beweismittel im Gerichtssaal
Natürlich ist es für die Produzenten einer Sendung wichtig, immer wieder Spannung aufzubauen, die auch durch optische Reize geschürt wird. Da schließlich auch die Dialoge nicht immer den höchsten Standards entsprechen, wäre es ansonsten schnell langweilig, den Ausführungen der Beteiligten zu folgen. Handelt es sich zum Beispiel um eine Verhandlung eines Diebstahls, so wird deshalb gerne die Beute selbst in den Gerichtssaal geholt – was in Deutschland so nicht denkbar wäre. Dies liegt vor allem am hohen Aufwand, der mit den Asservaten verbunden ist. Schließlich wäre es notwendig, zusätzliche Beamten abzustellen, die die ganze Zeit ein Auge auf die Wertsachen haben. Unter dem Strich können somit auch diese Elemente ganz klar als Stilmittel entlarvt werden, die allein dazu dienen sollen, die Sendung an sich spannender zu gestalten und den Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Alles in allem gibt es also starke Unterschiede zwischen den Soaps, die wir Tag für Tag im Fernsehen bewundern können und realen Verhandlungen. In erster Linie hängt dies damit zusammen, dass mehr Spannung für den Zuschauer kreiert werden soll. Ein klassischer Prozess, der mit einer exekutiven Sprache und all seinen Formalitäten zu überzeugen weiß, würde sich nicht leicht in das gewünschte Format verwandeln lassen. Vielleicht können die Zuschauer also froh sein, dass dieser Versuch erst gar nicht unternommen wird. Zu Bildungszwecken sind entsprechende Sendungen dennoch ungeeignet.