Robinhood-Trader organisieren Flashmobs und lehren die Hedgefonds das Fürchten – GameStop-Aktie mit wirrem Auf und Ab

Unerklärliche Unruhe am Aktienmarkt – für Onlineplattformen, die sich mit dem An- und Verkauf von Aktien befassen – ist das schon mal Grund, den Handel kurzfristig auszusetzen. Aktuell reagierte z.B. der deutsche App-Broler-Dienst  „Trade Republic“ mit einer vorübergehenden Aussetzung des Handels, nachdem die Aktie des Unternehmens „GameStop“ extrem an Wert gewonnen hatte. Von der Bafin legitimierte Fintech-Unternehmen wie „Trade Republic“ ziehen sich so auch den Unmut ihrer meist jungen Anleger zu, die mit hohen  Ordervolumen maßgeblich Anteil am magischen Auf und Ab bestimmter Aktien haben und sich nun ihrer Werkzeuge beraubt sehen.

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Andere Marktteilnehmer sind wiederum  alles andere als erfreut über die Aktionen der Flashmob-Trader und begrüßen regulierende Maßnahmen der Plattformen: Hedgefonds, die mit sogenannten Leerverkäufen auf fallende Kurse spekulierten, hatten aufgrund der Kurs-Explosion vermehrt das Nachsehen und verloren viel Geld. Und das Thema wird Konsequenzen haben. Da Plattformen wie „Trade Republic“ oder Online-Tools wie die Trading-App „Robinhood“ zeitweise nur Verkäufe zuließen, gerieten sie in den Verdacht den Markt manipulieren zu wollen. Sogar der amerikanische Kongress will sich damit befassen. Ziel der aktuellen Bewegungen ist es, die Macht der großen Fonds zu brechen und ihnen das Geld-Verdienen zu erschweren.

Und ein Ende ist nicht abzusehen: Es gibt weiterhin unerklärliche Runs auf einzelne Aktien, die durch verabredete Käufe von kleinen und gut organisierten Online-Händlern ausgelöst werden. Das alles macht einen Markt unsicher. Unter Umständen lassen Hedgefonds in naher Zukunft ihre Finger von Leerverkäufen, die bislang für recht risikofreies Trading standen. Sie verzichten damit auf ein lohnendes Nebengeschäft, das ohne die eigentliche Fondsgeschäft einbeziehen zu müssen immer frisches Geld in die Fondskassen gespült hatte. Das Engagement der vereinten Kleinanleger macht das Modell kaputt, weil die Entwicklung der Märkte noch unvorhersehbarer wird.

In Bezug auf die GameStop-Aktie waren innerhalb von 30 Minuten Verluste von 50 % oder Gewinne von 100 % möglich. Wer vor einer Woche eine Aktie für 40 Dollar gekauft hatte, konnte sie 7 Tage später für 400 wieder verkaufen. Der Spiegel zitiert den  Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. »Die Börse ist zum Schauplatz einer Auseinandersetzung zwischen Leerverkäufern und Privatanlegern geworden.«

facebook schließt Gruppe „Robinhood Stock Trades“

Um die Absprachen zu erschweren hat auch Facebook eine beliebte Aktienhandelsgruppe der umtriebigen Robinhood-Anleger. In der Gruppe „Robinhood Stock Trades“ waren knapp 160.000 Trader verbunden, um konkrete Maßnahmen abzusprechen und zu koordinieren.

Die Auswahl der so manipulierten Aktien erscheint wahllos. Neben Gamestop waren die Aktien von Blackberry, Nokia und AMC im Focus der Privatanleger, die damit wohl keinen Zweck verfolgen, als die hohen Gewinne der großen Hedgefonds zu verhindern. Wen die Flashmobs als nächstes treffen bleibt offen. Und die Robinhoods sind gut organisiert und kampfbereit.  Gegen die Beschränkungen einzelner Plattformen ist in Amerika bereits Klage eingereicht worden. Das Tool Robinhood selbst hat aktuell mit Zulassungsauflagen der Amerikanischen Finanzaufsicht zu kämpfen. Die Aussetzung des Handels sei keine den Markt manipulierende Maßnahme, sondern aus finanzaufsichtsrechtlichen Gründen notwendig gewesen. Die Verantwortlichen sind allerdings zuverlässig, dass das Trading-Werkzeug bald wieder online gehen kann.

Prominente Wirtschaftsmagnaten wie Tesla-Chef Elon Musk zeigen sich über seinen twitter-Account solidarisch mit den Anlegern : „Du kannst keine Häuser verkaufen, die dir nicht gehören. Du kannst keine Autos verkaufen, die dir nicht gehören. Aber du kannst Aktien verkaufen, die dir nicht gehören? Bullshit. Shorting ist Betrug.“

Wie der Kampf der Flashmob-Kleinanleger gegen die mächtigen Hedgefonds weitergeht ist absolut offen – auch, wer am Ende die Gewinner sein werden.

 

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